Kunst auf Reisen: Jetzt geht die Wiener Moderne nach Japan

CHRISTIES WORKERS CARRY LANDSCAPE PAINTING BY GUSTAV KLIMT
CHRISTIES WORKERS CARRY LANDSCAPE PAINTING BY GUSTAV KLIMT(c) Reuters
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Gleich zwei Wiener Ausstellungen sind ab nächster Woche in Tokio zu sehen: Das Belvedere schickt unter anderem zehn Klimt-Werke, das Wien-Museum „Vienna on the Path to Modernism“.

Natürlich, sie reisen getrennt voneinander, wie das Meisterwerke von Museen heute tun, wenn sie verliehen werden: Gustav Klimts „Judith“ und sein „Schloss Kammer am Attersee III“ etwa. Sie gehören zu den rund zehn Klimt-Werken unter den 115 Exponaten, die im Rahmen einer vom Belvedere organisierten Ausstellung nach Japan reisen. Am 23. April öffnet im Metropolitan Art Museum in Tokio die Ausstellung „Gustav Klimt. Vienna – Japan 1900“, am 10. Juli zieht sie weiter ins Toyota Municipal Museum of Art.

Gleichzeitig gastiert auch das derzeit ja geschlossene Wien-Museum mit Hauptwerken in Japan, darunter ebenso einem Klimt, der „Emilie Flöge“: „Vienna on the Path to Modernism“ wird in Tokio und Osaka zu sehen sein.

Dieses Zusammentreffen sei zeitlich nicht abgesprochen gewesen, aber auch kein Zufall, erklärt Belvedere-Direktorin Stella Rollig, die zur Eröffnung reist: Grund ist das heurige 150-Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und Österreich. Was bringt eine derartige Verleihung eigentlich – die übrigens im Fall des Belvedere zumindest das kuratorische Konzept (von Markus Fellinger), die Leihgaben aus dem Haus und die von anderen Leihgebern einschließt? „Eine Zahl im höheren sechsstelligen Bereich“, so Rollig.

Interessanter als schnöde Zahlen, findet jedenfalls die Direktorin, sei die inhaltliche Komponente, die gerade im Fall Klimts und der Wiener Moderne tatsächlich Sinn hat. Noch nie waren derartig prominent besetzte Ausstellungen Wiener Kunst in Japan zu sehen. „In den 2010er-Jahren gab es aber eine große Belvedere-Ausstellung in Seoul“, so Rollig. Kann das der Grund sein, warum so viele Koreaner unter den Touristen sind, die das Belvedere in den vergangenen Jahren besuchen? Das sei vielleicht „ein Baustein, aber es ist nicht so monokausal“.

Sicher auch ein touristisches Interesse hat das städtische Wien-Museum, das rund 450 Exponate aus Kunst- und Stadtgeschichte auf die Reise schickt, die Wiener Moderne soll samt allen „baulichen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen vom späten 18. bis zur Wende des 20. Jahrhunderts“ vorgestellt werden, so der Pressetext. Ein Team aus sechs Kuratoren und Restauratoren aus dem Museum umsorgt den Leihverkehr.

Auch das Kunsthistorische Museum wird das diplomatische Jubiläum übrigens nützen: Im Herbst ist es mit „The Habsburg Dynasty“ im National Museum of Western Art in Tokio zu Gast. Über 100 Werke aus der Gemäldegalerie, der Kunstkammer und der Hofjagd- und Rüstkammer werden die Habsburger als Sammler und Kunstkenner vorstellen. Womit Sisi wohl nur eine Nebenrolle spielen kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2019)

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