Weiner-Schrift soll auf Angewandte

„Mein Job ist es, eine andere Sicht auf die Welt zu geben“: Weiner (77) in der Galerie Winter.
„Mein Job ist es, eine andere Sicht auf die Welt zu geben“: Weiner (77) in der Galerie Winter.(c) Akos Burg
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US-Künstler Lawrence Weiner verhandelt am Rande seiner aktuellen Wiener Ausstellung über einen neuen Ort für „Smashed to Pieces (In The Still of The Night)“.

Komiker und Künstler wirken oft visionär im Nachhinein. So steht „Just in time/Zur rechten Zeit“ auf dem Schaufenster der Galerie Winter, in der einer der renommiertesten US-Künstler, Lawrence Weiner, am Vorabend der Ibiza-Video-Veröffentlichung seine Wiener Ausstellung eröffnete. Im Inneren stehen weitere Texte in Versalien: „Fortgetrieben auf der Oberfläche des Wassers/Ohtriebn und Gwassert“, „Alle über Bord“ oder: „Funken zu Flammen“. Natürlich will Weiner nichts von einer dezidiert politischen Lesart dieser für ihn typischen Wandbeschriftungen wissen, die er als Skulpturen gesehen haben will. Seine Kunst sei universell. Nur das Umfeld verändere, wie bei jeder anderen Kunst, die Bedeutung und die Lesart.

So war es auch bei Weiners berühmtester Arbeit in Wien, dem Schriftzug „Smashed to Pieces (In The Still of The Night)“, der 1991 als ursprünglich temporär gedachte Wortskulptur im Rahmen der Wiener Festwochen am Flakturm Esterházypark entstand. „Es ist eines meiner erfolgreichsten Werke im öffentlichen Raum überhaupt“, sagte Weiner im Gespräch mit der „Presse“. Da war es schon verschwunden, übermalt, nicht in der Nacht, sondern mitten am Tag, nach jahrelangen Diskussionen über seinen Erhalt oder Nichterhalt. Denn was ursprünglich vom Geräusch zerbrechender Bierflaschen im nächtlichen 19. Bezirk inspiriert war, wie Weiner erklärt, wurde für die Wiener über die Zeit zu einem Mahnmal gegen den Faschismus. „Dabei hat es mit der ,Kristallnacht‘ wirklich nichts zu tun gehabt. Das kommt nicht von mir. Aber wer es als Metapher lesen will, bitte“, sagt Weiner.

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