Showdown beim Volkskundemuseum

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KHM-Generalin Haag ist um Beruhigung nach den jüngsten Kontroversen bemüht. Volkskundemuseumschefin Margot Schindler gibt sich kämpferisch.

„Die Planung für das (Ethnologie-)Museum neu ist innerhalb des jetzigen Baus vorgesehen. Das Projekt wird weiter verfolgt“, betonte Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums (KHM) am Montag. Von der „Presse“ zum Rücktritt des Direktors des Völkerkundemuseums befragt, sagte Haag: „Es gab zwischen Professor Feest und der Geschäftsführung des KHM unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft des Museums.“

Feest scheide mit sofortiger Wirkung aus, daher muss die Position umgehend ausgeschrieben werden. „Wir hoffen sehr, dass das ,Museum neu‘ nicht in Turbulenzen gerät, sondern durch die neue Direktion eine zusätzliche Schubkraft erhält“, sagt Haag. Ausgeschrieben wird das Völkerkundemuseum, denn dafür sei sie zuständig; „wenn das Volkskundemuseum autonom bleiben möchte, hat es Gespräche mit dem Völkerkundemuseum nicht zu führen“, so Haag. Sie sei aber nach wie vor für die Fusion von Völkerkunde- und Volkskundemuseum, allerdings eben unter dem Dach des KHM, wie Kulturministerin Claudia Schmied dies wünscht. Am gestrigen Montag, so Haag, gab es eine Sitzung zur Zukunft des Völkerkundemuseums.

Kunstkammer neu wird 2012 eröffnet

Volkskundemuseumschefin Margot Schindler und Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl sehen dies anders: Der Kuratoriumsvorsitzende des Volkskundemuseums sei vorgeladen worden, um ihm die Leviten zu lesen, berichten beide. Fürchtet Schindler um ihren Sessel? „Das wird nicht so einfach sein wie bei Professor Feest.“ Sie besteht jedenfalls weiter darauf, dass das Volkskundemuseum eine eigene Rechtspersönlichkeit bleiben muss. Schindler ist Beamtin und seit 1979 am Haus, das 400.000Euro vom Bund im Jahr erhält. Das im Palais Schönborn in der Laudongasse untergebrachte Volkskundemuseum braucht mindestens vier Mio. Euro für die nötigsten Sanierungsarbeiten. Schindler war zur Sitzung gestern nicht geladen.

Keine Probleme gebe es, wie Haag betonte, bei der Kunstkammer, die wie vorgesehen mit einem neuen Konzept im Dezember 2012 eröffnet werden soll. Die Neuordnung – Hans Hoffers Konzept wurde gekippt, die Vorarbeiten aber teilweise übernommen – war aus didaktischen Gründen und wegen der Komplexität des Themas notwendig, erklärte Dieter Bogner, der bei der Kunstkammer beratend tätig ist. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2010)

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