Pakesch stellt Weibel die Rute ins Fenster

(c) APA (Roland Schlager)
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Der Vertrag von Peter Weibel mit der Neuen Galerie ist vorerst geplatzt. Weibel unterzeichnet nicht. Intendant Peter Pakesch gibt ihm nur noch eine kurze Frist. Dann gibt es eine Alternativlösung.

Der Frieden war brüchig. Nun geht der Streit weiter. Künstler Peter Weibel verlangt, dass die bisherige Leiterin der Neuen Galerie, Christa Steinle, interimistisch wieder eingesetzt wird, sonst könne er die versprochenen Ausstellungen zur Eröffnung im November nicht machen. Den diesbezüglichen Vertrag werde er nicht unterzeichnen, so Weibel. „Die Presse“ befragte Joanneum-Intendant Peter Pakesch, wer die Rechte an den Ausstellungen habe und ob es einen PlanB gebe, falls keine Einigung mit Weibel zustande kommt.

Pakesch: „Die Sammlung der Neuen Galerie gehört dem Land und wird so oder so aufgestellt. Das Bruseum (für den Aktionisten Günter Brus, Red.) gehört dem Joanneum und wird auf jeden Fall zu sehen sein. Die Rechte für die Hans-Hollein-Ausstellung liegen primär bei Hans Hollein. Ich nehme an, wenn Weibel nicht involviert ist, wird diese Ausstellung nicht stattfinden. Wir haben versucht, für Weibel und Steinle Bedingungen zu schaffen, die weit über das hinausgehen, was konzediert gewesen ist. Wir harren der Unterschrift. Wir erfahren jetzt über die Medien, dass etwas anderes gewünscht wird. Die Frist bis zur Eröffnung ist kurz. Wir haben natürlich einen PlanB, C und D. Wenn die Unterschrift bis morgen kommt, ist es in Ordnung. Wenn sich das länger hinzieht, ist unser Angebot hinfällig, und wir müssen uns etwas anderes überlegen.“ Weibel hatte am Dienstag in einem Mail an die Austria Presse Agentur erklärt, er könne die Kuratorenschaft nur übernehmen, wenn Steinle voll handlungsfähig sei.

Ein Machtkampf seit Jahren

Die wichtigste Voraussetzung dafür, nämlich „dass Christa Steinle Weisungsbefugnis hat“, sei aber nicht gegeben. Er werde daher das Schriftstück nicht unterschreiben. „Damit die Ausstellungen stattfinden können, muss Frau Dr. Steinle interimistisch als Leiterin der Neuen Galerie eingesetzt werden“, so Peter Weibel in seiner Stellungnahme. Steinle brauche als Projektleiterin Mitarbeiter, die ihr unterstellt sind. Sie müsse das Ausstellungsbudget verwalten können und über ein Aufbauteam verfügen.

Die Geschäftsführung des Museums müsse die Ausstellung „wirklich wollen und nicht nur über Druck der Politik, der Medien und der Gesetzeslage halbherzig reagieren und meistens darüber nachdenken, wie können sie die von Medien und der Politik erzwungenen Zugeständnisse wieder hintergehen“. Mit drei Ausstellungen soll im Herbst die Neue Galerie an ihrem neuen Platz im Joanneum-Hauptgebäude eröffnet werden: Neben der Hollein-Personale und dem Brus-Museum ist das wichtigste Projekt die von Peter Weibel und Christa Steinle betreute Sammlungs-Ausstellung „Moderne – Selbstmord der Kunst“.

Am Dienstag war der Streit um die Neue Galerie auch Thema im Landtag. Die steirischen Grünen forderten Kulturlandesrat Christian Buchmann (V) auf, die drei Eröffnungsausstellungen sicherzustellen. Buchmann hatte sich bereits Anfang April als Schlichter betätigt. Damals hatte das Joanneum den freien Dienstvertrag mit Weibel wegen dessen Äußerungen aufgelöst. Weibel hatte unter anderem gemeint: „Pakesch schadet dem Museum. Das Joanneum ist tot.“ Zuvor war Christa Steinle auf Sonderurlaub geschickt worden, wegen eines Sparpakets des Landes. Das Joanneum hatte Steinle alternative Arbeitsmöglichkeiten offeriert. Nach anderen Informationen waren die Alternativen keineswegs adäquat. Der Streit zwischen Weibel und Pakesch schwelt schon seit Jahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2011)

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