Sotheby's: Auktionsrekord für Leopolds Schiele-Bild

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27,7 Millionen Euro: Die Versteigerung der „Häuser mit bunter Wäsche“ diente zur Finanzierung des Rückkaufs der „Wally“.

Egon Schieles Ölbild „Häuser mit bunter Wäsche“ wurde am Mittwochabend bei Sotheby's in London um fast 27,7 Millionen Euro inklusive Aufschläge versteigert. Das ist ein neuer Kunstmarkt-Weltrekord für ein Schiele-Werk: 2006 hatte eine seiner Stadtlandschaften um 17,5 Millionen Euro den Besitzer gewechselt. „Häuser mit bunter Wäsche“ galt als Top-Los der Sommerauktion bei Sotheby's, der untere Schätzpreis von 25,3 Millionen Euro wurde knapp überschritten: Nach einem kurzen, aber heftigen Bietergefecht setzte sich ein Telefonbieter mit ca. 24,7 Millionen Pfund (umgerechnet 27,7 Millionen Euro) durch.

Schieles Bild, das mit Abstand teuerste des Abends, war von der Leopold-Museum-Privatstiftung zur Auktion freigegeben worden, um die Kosten der „Causa Wally“ abzudecken: Schieles „Bildnis Wally“ wurde 1998 in New York beschlagnahmt, nach zwölf Jahren Rechtsstreit kam es 2010 zum Vergleich. Die „Wally“-Rückkehr kostete das Leopold-Museum 14,8 Millionen Euro, dazu kommen ca. vier Millionen Euro an Anwaltskosten, schätzt Peter Weinhäupl, Managing Director des Museums. „Man muss sehr zufrieden sein“, kommentierte er den neuen Schiele-Rekord. Mit dem Erlös könnten auch weitere Vergleiche in anderen Restitutionsfällen finanziert werden.

„Häuser am Meer“: unverzichtbar

Dazu zählt Schieles Bild „Häuser am Meer“, das die Nazis 1938 von der Kunstsammlerin Jenny Steiner beschlagnahmten. Mit ihrer einzigen Enkelin hat sich die Leopold-Privatstiftung geeinigt: Sie zahlt der Erbin fünf Millionen Dollar. Das kritisiert die Israelitische Kultusgemeinde Wien, die am Mittwoch in London vor Sotheby's und in Wien vor dem Leopold-Museum Flugblätter verteilte: Dieses Gemälde werde nicht restituiert, weil es als zentrales Werk Schieles ein „unverzichtbarer Teil“ der Sammlung sei – „Häuser mit bunter Wäsche“ sei hingegen offenbar „verzichtbar“.

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, kündigte am selben Abend eine parlamentarische Anfrage „betreffend Ausverkauf im Leopold-Museum“ an. Ihn stört, dass das Bild aus einer Stiftung stammt, für deren Gründung die Bundesrepublik Österreich 160 Millionen Euro bezahlt hat. Die Stiftung hält dagegen, dass ihre Satzung den „Erhalt der Sammlung“ vorschreibt.

Die „Häuser“ wurden vom Bundesdenkmalamt eingehend geprüft, bevor im Frühjahr die Ausfuhrgenehmigung erteilt wurde. In besonderen Fällen wie einer finanziellen Notlage darf es den Export wichtiger Werke gestatten. Ausschlaggebend war auch, dass im Leopold-Museum mehrere herausragende Stadtlandschaften Schieles sind. ag./hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2011)

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