The Fox House: Kreativzentrum mit Ablaufdatum

(c) Toni Tramezzini
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In Wien eröffnet am 1. März ein Zentrum für junge Kreative und Künstler. In einem leer stehenden Haus, das Ende des Jahres abgerissen werden soll. Finanziert wird das Projekt aus eigener Tasche.

Wien. Es ist vermutlich der Traum jedes Kreativen: ein leeres Haus zu besitzen, in dem er alle seine Ideen verwirklichen kann: Der Graffiti-Künstler besprüht die Wände, der Künstler findet einen Platz für seine Installationen, die Modedesignerin präsentiert ihre Kollektion, ohne sich über die hohen Mietpreise sorgen zu müssen. Und am Ende des Tages sitzen alle beisammen und spinnen neue Ideen, weil ihnen fast 1000 Quadratmeter kreative Spielwiese zur Verfügung stehen.

Was utopisch klingt, wird am 1. März in Wien Wirklichkeit: Dann eröffnet das „Fox House" in der Westbahnstraße im siebenten Bezirk seine Pforten. Ein Projekt, um junge Kreative aus den Bereichen Kunst, Mode und Fotografie zu fördern. „Hier wird es eine Galerie geben, in der wir Straßen- und Dokumentarfotografie ausstellen, außerdem einen Off-Space für Installationen sowie einen eigenen Fashion-Store, in dem österreichische Independent-Labels ihre Kollektionen herzeigen können", erklärt Initiator Toni Tramezzini, selbst Fotograf, das Konzept. Weiters gebe es Arbeitsplätze für Kreative, und ein kleines Restaurant im Erdgeschoß („Fox Kitchen") soll nicht nur die Kreativen im Haus, sondern auch die Nachbarn im umliegenden Grätzel versorgen. Zu günstigen Preisen.

Und zeitlich begrenzt. Denn das Haus, dessen Name auf eine große Fuchs-Graffiti-Malerei des belgischen Künstlers Roa im Innenhof zurückzuführen ist, wird Ende des Jahres abgerissen. Weil das Haus bis dahin leer stehen würde, hat die Immobilienfirma sich bereit erklärt, es für einen geringen Betrag zu vermieten. „Viele Kreative sagen ja immer: Hätte ich bloß mehr Geld oder Platz gehabt, um eine Idee umzusetzen. Das ist jetzt alles kein Problem mehr", erklärt David Kreytenberg. Der Werber gehört gemeinsam mit Katrin Hofmann, Initiatorin des Wiener Fesch/Designmarkts, zum Gründungsteam.

Ab März können sich nun Kreative für einen geringen Betrag in das zum Teil noch ziemlich unaufgeräumte Haus einmieten. Der Rest wird improvisiert. „Das ist der Deal", sagt Tramezzini, „wir bieten die kostengünstige Infrastruktur und dafür kann sich jeder seinen Platz herrichten." Im Gegenzug sollen alle Teilnehmer bei den Veranstaltungen im Innenhof („Fox Atrium") helfen: Bauern- und Vintagemärkte werden hier stattfinden, auch ein Oktoberfest.

Leere Räume, Platz für Ideen

Bis es so weit ist, suchen die drei noch Kreative aus, die jeweils ein paar Wochen einen Platz im Haus finden sollen. „Wir möchten im Fashion-Store zum Beispiel auch Labels aus New York und Berlin anbieten, die bisher noch nicht in Wien zu kaufen sind", sagt Designverantwortliche Hofmann. Auch eine Kooperation mit der Modeschule Hetzendorf sei geplant. Der Fox-Off-Space startet mit den Event-Fotografien von Claudio Farkasch.

Finanziert wird das Projekt aus eigener Tasche. Schon mehrere tausend Euro haben die drei „einfach so" investiert. Unterstützung ist daher dringend gesucht. Wenn auch nicht jede. „Wir wollen niemanden mit einem schlechten Ruf, wie ihn Banken haben", sagt Tramezzini. Lieber wären ihm Firmen oder Privatpersonen aus dem Kunst- und Kreativbereich. Oder ein Zuschuss von der Stadt Wien. „Wir werten den Bezirk ja total auf", sagt Kreytenberg.

Eine Uhr im Fashion-Store wird übrigens auf das Ablaufdatum des „Fox House" hinweisen. „Wir hoffen, bis dahin schon das nächste Haus gefunden zu haben", sagt Tramezzini. Warum sie sich so ein Projekt überhaupt antun? „Weil es in Wien viel zu wenig kreative Plätze gibt", sagt David Kreytenberg. „Außerdem lebe ich lieber in einer Stadt, in der viel los ist."

Fox House: Westbahnstraße 11-13, 1070 Wien

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2012)

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