Export contra Weibel, Folge x: Kampf der Archive

(c) VIO WAKOLBINGER 4481 ASTEN
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Zwei Performance-Kunst-Ikonen Österreichs haben parallel zueinander ihre Vorlässe angebracht. In Linz, in Wien. Jetzt haben wir zwei Institute für Medienkunst.

Es gibt Konstanten im Leben. Zwei der coolsten Performance-Künstler des Landes, Valie Export und Peter Weibel, etwa. Sie werden nicht mehr gemeinsam durch die Kärntner Straße flanieren (auf allen Vieren und an der Leine (Weibel) oder nicht, wie bei der legendären Spaziergangs-Performance 1968). Irgendwann hat sich dieses Ex-Paar zerkracht, es ging um das übliche (Abramovic/Ulay!) - irgendwelches Hickhack um Rechte an den gemeinsamen Aktionen (Tapp- und Tastkino! Export mit umgeschnallten Brustkasten zum Hineingreifen, Weibel pries das am Megafon an).  

Seither wird konkurriert, mal mehr, mal weniger subtil. Jetzt mittelsubtil: Innerhalb von zwei Wochen wurde die Gründung zweier Medien-Kunst-Institute getrommelt - man darf raten: Eines von Export in ihrer Heimatstadt Linz, eines an der Wiener Angewandten, der Heimat-Uni von Weibel, an der er jahrzehntelang unterrichtete. Weibel schenkte dem Haus sein Archiv, 1170 Exponate umfassend. Wofür sich die Kunst-Uni und das Wissenschaftsministerium mit dem "Peter-Weibel-Forschungsinstitut für digitale Medienkulturen" revanchierten, für 2017 und 2018 einmal mit 480.000 Euro ausgestattet, die Zukunft muss verhandelt werden.

Valie Export hatte bereits 2015 ihren Vorlass der Stadt Linz verkauft, um 700.000 Euro. Heute wurden die Details präsentiert zum "VALIE EXPORT Center Linz", das von Stadt, Lentos Museum und Kunst-Uni Linz betrieben wird. Das in der alten Tabakfabrik (Exports Markenzeichen war das Export-Zigarettenpackerl, haha) angesiedelte "Internationale Forschungszentrum für Medien- und Performancekunst" wird am 10. November eröffnet. Mit einem Symposium zum Thema "Wilde Archive. Kunst und ihre papiernen Spuren" übrigens. Eingeladen ist dafür u. a. die Leiterin des documenta-Archivs. Peter Weibel wäre auch eine Idee gewesen. Just saying...

Wer aber hat jetzt den besseren Deal um sein Vermächtnis gemacht? Weibel ist in der Hauptstadt. Export in Linz. Aber auch die dortige Kunst-Uni hat einen guten Ruf. Sie hat Geld bekommen, er anscheinend nicht direkt - sie allerdings hat ihr Leben lang künstlerisch gearbeitet, eine nachhaltige Karriere geschaffen, mit ziemlichem Risiko. Er hat sich bald für Lehre und Management entschieden (neben ein bisschen künstlerischer Tätigkeit), mit schöner Vertragsprofessur an der Angewandten und der Leitung des Zentrums für Kunst- und Medientheorie in Karlsruhe bis heute.

Gleichstand also, würde ich sagen. Interessant wird, welches Institut den besseren, aktiveren, spannenderen Leiter, die bessere Leiterin bekommt. In Linz wurde im Sommer international ausgeschrieben, jetzt wartet man auf die Entscheidung.

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