Uwe Tellkamp, Sibylle Lewitscharoff und Hans Magnus Enzensberger wollen den Verlag verlassen, wenn Mitgesellschafter Hans Barlach die Macht im Unternehmen übernehmen würde.
Mehrere wichtige Autoren des Suhrkamp-Verlags haben im dem Machtkampf zwischen der bisherigen Geschäftsführerin, Ulla Unseld-Berkewicz, und Mitgesellschafter Hans Barlach Stellung bezogen: Bestseller-Autor Uwe Tellkamp ("Der Turm") bezeichnete die Entwicklung am Samstag im Magazin "Focus" als "bestürzend". Er wolle den Verlag verlassen, wenn Barlach übernehmen würde. "In einem Verlag, dessen Betreiber sagt, dass man keine neuen Bücher zu machen braucht, sondern nur die Backlist ausquetschen solle, möchte ich nicht sein", erklärte Tellkamp.
Auch die Schriftstellerin und Heinrich-von-Kleist-Preisträgerin 2011, Sibylle Lewitscharoff, stellte sich öffentlich hinter Unseld-Berkewicz. Diese sei ihr von Anfang an als intelligente, generöse Verlegerin begegnet, schreibt Lewitscharoff in einem Beitrag in der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). Barlachs Pläne nannte sie einen "Albtraum". "Sollte es zum Schlimmsten kommen, reiße ich sofort aus."
Bereits vergangene Woche hatte Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger angekündigt, den Verlag verlassen zu wollen, würde Barlach die Verlagsleitung übernehmen. Andere Schriftsteller seien auch auf seiner Seite, sagte Enzensberger.
Präsident Gauck solle vermitteln
Einen interessanten Vorschlag brachte der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg: Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck solle in dem Machtkampf vermitteln. "Ich sage jetzt etwas ganz Kühnes, aber ich finde, es wäre keine unpassende Rolle für den heutigen Bundespräsidenten", sagte Muschg am Freitag im Deutschlandradio Kultur.
Gauck könnte die beiden Gesellschafter an einen Tisch bitten und wieder miteinander ins Gespräch bringen, so der frühere Suhrkamp-Autor.
Streit vor Gericht
Unseld-Berkewicz hält über eine Familienstiftung 61 Prozent des Suhrkamp Verlags. Barlach war 2006 gegen ihren Willen mit seiner Medienholding Winterthur in das Unternehmen eingestiegen und betreibt in verschiedenen Verfahren die Ablösung der Verlegerin. Er hält 39 Prozent des Verlages. Am vergangenen Montag gab das Landgericht Berlin dem Minderheitsgesellschafter Recht und berief Unseld-Berkewicz ab. Die Entscheidung ist aber noch nicht rechtskräftig, Suhrkamp kündigte Berufung gegen die Entscheidung an.
(APA/dpa/Red.)