James Ellroy: Die Suche nach der Frau

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Krimiautor James Ellroy hat ein offenherziges Buch über sein ambivalentes Verhältnis zu Frauen geschrieben. Es ist ein schonungsloses Selbstporträt geworden.

„Ich sprach den Fluch aus und wünschte sie tot. Drei Monate danach wurde sie ermordet“, schreibt James Ellroy in seiner Quasi-Autobiografie „Der Hilliker-Fluch“ über jenen Moment, der sein Leben vollkommen verändern sollte. Als er zehn Jahre alt war, starb seine Mutter einen gewaltsamen Tod. In der Folge stilisierte er sie zur „Wahren und einen“ hoch – sein Verhältnis zu Frauen war von Beginn an ein kompliziertes. Schon bald wird klar: Ellroy ist ein besessen Suchender.

Es ist ein schonungsloses Buch, das den selbstzerstörerischen Charakter des 64-Jährigen offenbart. Es zeigt seine harte Kindheit und Jugend sowie seine Jahre als Kleinkrimineller. Doch das Schreiben hat ihn gerettet.

Nicht zum ersten Mal nimmt der US-Autor Bezug auf seine Mutter. Bereits 1996 verfasste er „Die Rothaarige“. Darin arbeitete er ihre Ermordung und die Suche nach dem Täter auf. Nun ist er einen Schritt weiter gegangen. Er seziert das Verhältnis zu allen Frauen, die in seinem Leben von Bedeutung waren. Obwohl er eine wahrlich kaputte Welt beschreibt, ist es ein optimistisches Buch geworden. Und ein erfrischend politisch Inkorrektes.

Für Ellroy-Fans ist das Werk ein absolutes Muss. Man wird seine großen, von Düsternis und Zynismus geprägten Kriminalromane – allen voran „L.A. Confidential“ und die „Underworld“-Trilogie – mit anderen Augen lesen. Zudem ist es eine gute Gelegenheit, wieder einen alten Ellroy aus dem Regal zu holen. phu

James Ellroy: „Der Hilliker-Fluch“, übersetzt von Stephen Tree, Ullstein Verlag, 254 S., 20,60 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2012)

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