Aktive Hubbard-Schüler: Travolta, Cruise, Corea

Aktive Hubbard Schueler
Aktive Hubbard Schueler (c) EPA (FACUNDO ARRIZABALAGA)
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Die mit Science-Fiction verbrämte Scientology-Lehre hat manche Künstler, wie etwas John Travolta, Tom Cruise oder Chick Corea, angezogen.

„Dazu kann ich nur eines sagen: Ich bin tiefgläubiger, bekennender Donaldist.“ So antwortete Gottfried Helnwein unlängst auf die Frage der „Presse“, wie er es mit Scientology halte. Man muss das wohl ernst nehmen. Es sei denn, man hält den Glauben an Donald Duck und Entenhausen für verträglich mit dem Glauben, dass das ganze Universum nur eine Illusion ist...

Denn das Weltbild von Scientology, im Lauf der Fünfzigerjahre vom US-Schriftsteller L. Ron Hubbard (1911 bis 1986) erbaut, wirkt wie eine ins Mythische verzerrte Version des radikalen Konstruktivismus: Das physikalische Universum, bestehend aus Materie, Energie, Raum und Zeit, ist laut Hubbard nur die Schöpfung eines Thetans – bzw. mehrerer Thetane, die sich auf die Illusion eines materiellen Universums einigen, worauf dieses erst seine Existenz gewinnt.

Unter einem Thetan verstand Hubbard das unsterbliche Wesen eines Menschen. Das Ziel eines Scientology-Adepten ist es, die ursprünglichen Fähigkeiten eines Thetans (wieder) zu erlangen, den „Clear-Status“ zu erreichen. Das funktioniert mit pseudowissenschaftlichen Techniken wie dem „Auditing“, bei dem der elektrische Widerstand zwischen zwei Elektroden gemessen wird, die der Proband in den Händen hält.

Doch „Clear“ ist nur die erste von acht Stufen, die höchste ist der „Operating Thetan Level VIII“ („OT VIII“), dem die Scientologen „totale Kontrolle“ über sich selbst und seine Umgebung zusprechen. Laut Recherchen der US-Zeitschrift „Rolling Stone“ hält Hollywood-Star Tom Cruise den Status OT VI.

Cruise bekennt sich zu Scientology und wirbt dafür auch bei Politikern. Er engagiert sich besonders gegen die Psychiatrie, die er für eine Pseudowissenschaft hält. Der deutsche Journalist Guido Knopp verglich die Funktion von Cruise für Scientology gar mit der Rolle von Propagandaminister Joseph Goebbels im NS-System. Der mit Cruise gut befreundete Will Smith hat sich dagegen nur positiv über Scientology geäußert. Er definiert sich als Christ, glaubt aber, dass die Ideen der Bibel „zu 98 Prozent“ den Ideen von Scientology gleichen.

Bekennender Scientologe ist John Travolta: Sein Film „Battlefield Earth“ (2000) ist eine Verfilmung des Romans „Kampf um die Erde“ von L. Ron Hubbard, in dem die Erde im Jahr 3000 von Außerirdischen vom Planeten Psychlo beherrscht ist. Das Szenario erinnert an den „Xenu-Mythos“ – ein böser intergalaktischen Herrscher hat Thetane von weit entfernten Planeten auf die Erde verschleppt –, ob dieser zu ihrer Lehre dazugehört, ist unter Scientologen umstritten: Sie haben es nicht immer leicht, zwischen dem Science-Fiction-Autor und dem Religionsgründer Hubbard zu unterscheiden.

„Hubbard war selbst ein großartiger Künstler“, erklärte naiv Chick Corea, Jazzpianist und Scientologe: „Ein Weg, etwas über Scientology zu lernen, ist zu wissen, wer Ron Hubbard war.“ tk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2013)

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