Forscher: Pablo Neruda starb an Krebs, nicht an Gift

Starb offenbar doch eines natürlichen Todes: Pablo Neruda
Starb offenbar doch eines natürlichen Todes: Pablo NerudaEPA
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Bis heute hat sich das Gerücht gehalten, der Dichter und Pinochet-Kritiker sei vergiftet worden. Nun haben Forensiker aus Spanien und den USA dies widerlegt.

Der Zeitpunkt seines Todes hatte immer wieder Spekulationen befeuert: Nur wenige Tage nach dem Putsch durch Augusto Pinochet in Chile vor 40 Jahren starb der Schriftsteller Pablo Neruda, einer von dessen schärfsten Kritikern. Das Gerücht, Neruda sei möglicherweise nicht an Krebs gestorben, sondern vergiftet worden, tauchte seither immer wieder auf.

Doch Neruda starb offenbar tatsächlich an den Folgen einer  Krebserkrankung. Dies teilte der Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts Chiles (SML), Patricio Bustos, am Freitag mit. In den entnommenen Gewebeproben Nerudas seien „keinerlei chemische Substanzen aufgefunden worden", die nicht der Krebsbehandlung zuzuschreiben seien, zitierte der Rundfunksender Radio Cooperativa den Direktor. Forensiker aus den USA, Spanien und Chile hätten eine natürliche Todesursache festgestellt.

Neruda wurde mysteriöse Substanz gespritzt

Der zuständige Richter Mario Carroza erklärte allerdings, die Ermittlungen würden erst abgeschlossen, wenn eindeutig feststehe, dass die untersuchten Gewebeproben tatsächlich von Nerudas Leichnam stammten. Der Dichter war am 23. September 1973 im Alter von 69 Jahren in der chilenischen Hauptstadt gestorben, wenige Tage nach dem Staatsstreich des Generals Augusto Pinochet gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende.

Der Chauffeur und Sekretär des Dichters, Manuel Araya, hatte zuvor den Verdacht aufgestellt, Neruda sei von Pinochet-Schergen ermordet worden. Sechs Stunden vor seinem Tod sei ihm eine suspekte Spritze verabreicht worden, erklärte Araya. Das Verschwinden von Nerudas Krankenakte und die Absicht des kommunistischen Schriftstellers, nach Mexiko zu fliegen, um eine Exil-Regierung zu bilden, hatten den Verdacht verstärkt.
Zudem war in der selben Klinik wie Neruda der ehemalige christdemokratische Präsident Eduardo Frei (1911-1982) auch während der Pinochet-Diktatur an einer Sarin-Vergiftung gestorben, wie eine richterliche Untersuchung 2006 ergab.

Richter Carroza hatte im April dieses Jahres die Exhumierung des Leichnams Nerudas angeordnet. Die Universitäten von North Carolina in den USA und von Murcia in Spanien wurden mit der Untersuchung von Gewebeproben beauftragt, um festzustellen, ob es Vergiftungsanzeichen gebe. 

(APA/DPA)

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