Leipziger Buchmesse: Eklat um Ex-Stasi-General

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40 Jahre lang arbeitete Heinz Geyer für die DDR-Spionage-Abteilung Stasi. In Frankfurt sollte der "konsequente Antifaschist" seine Memoiren vorstellen. Die Veranstaltung musste verlegt werden.

Heinz Geyer war der letzte Stabschef der "Hauptverwaltung Aufklärung" im Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Der geplante Auftritt des früheren Stasi-Generals hat vor der Leipziger Buchmesse zu einem Eklat geführt, berichtet die "Leipziger Volkszeitung". Der 79-Jährige hatte im vergangenen Jahr seine Autobiografie "Zeitzeichen. 40 Jahre in Spionageabwehr und Aufklärung" herausgegegeben. Diese sollte er in einer als "Streitgespräch" deklarierten Veranstaltung im Stadtgeschichtlichen Museum vorstellen.

Der Direktor des Museums, Volker Rodekamp, habe die für Donnerstag geplante Veranstaltung abgesagt, schreibt die Zeitung. Ein Auftritt Geyers sei "für unser Haus nicht verantwortbar", begründete Rodekamp. Die Diskussion wurde nun direkt auf die Leipziger Buchmesse verlegt.

"DDR wird noch immer verteufelt"

Der Kai-Homilius-Verlag habe in seiner Einladung erklärt, Geyer komme mit seinen Memoiren "an seine erste Wirkungsstätte zurück", in die Stadt, "in der er bis 1964 teils als Chef der Bezirksverwaltung des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit sowohl den 17. Juni 1953 als auch den Mauerbau 1961 erlebte". Verleger Kai Homilius zeigte für die Aufregung kein Verständnis.

Geyer begann 1949 mit seiner Ausbildung an der Schule der Volkspolizei. Ab 1977 war er stellvertretender Leiter und Stabschef der HVA. Sein letzter Dienstrang war der eines Generalmajors. Auf der Homepage des Verlages wird das Buch folgendermaßen angekündigt: "Auch noch 17 Jahre nach dem Verschwinden der DDR wird eine international einmalige Stasi-Hysterie geschürt, eine 3.000 Mann starke Behörde füttert die Medien mit immer neuen 'Enthüllungen', Menschen werden verunglimpft und pauschal zu Verbrechern erklärt. Die DDR wird verteufelt, eine Welle von Geschichtsfälschungen schwappt über das Land. An die DDR soll nichts mehr erinnern, jedenfalls nichts Gutes." Und weiter: "Geprägt durch die damaligen Ereignisse war er (Geyer, Anm.) sein Leben lang konsequenter Antifaschist und stets bemüht, seinen persönlichen Beitrag zur Friedenssicherung in Europa zu leisten."

(Ag./Red.)

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