Geburtstag: Ein österreichischer Barockmensch

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Wolfgang Mantl zum 70er. Er ist einer der Letzten seiner Art: ein österreichischer Barockmensch nach dem Geschmack eines Friedrich Heer.

Einer, der dank umfassender Bildung und sprachlicher Begabung mühelos katholische Tradition, englischen Liberalismus und moderne Literatur synthetisiert, ohne beliebig zu werden. Er trat früh für ein Mehrheitswahlrecht ein, empfahl der ÖVP eine engere Bindung an die Grünen, als dort „Wende“-Euphorie herrschte, und er hatte schon einen Blick für die tendenzielle Ununterscheidbarkeit von Rechts- und Linkspopulismus, als solche Diagnosen noch weiter oben auf dem Index der politischen Korrektheit standen.

Wolfgang Mantl ist ein liberaler Konservativer, der nie einer Partei angehörte, aber vollkommen zu Recht als „ÖVP-Vordenker“ bezeichnet wurde: Er dachte immer so weit vor der ÖVP voraus, dass sie ihm nie folgen konnte.

70 wurde der Grazer Emeritus für Politikwissenschaft und Verfassungsrecht schon im März. Heute, Montag, wird am Minoritenplatz standesgemäß nachgefeiert: mit einer Buchpräsentation. Klaus Poier, Mantls langjähriger Assistent und Erfinder des „minderheitsfreundlichen Mehrheitswahlrechts“, hat den Band „Demokratie im Umbruch. Perspektiven einer Wahlrechtsreform“ als Geburtstagsgabe zusammengestellt. Als Redner sind unter anderen Gerd Bacher und Sonja Puntscher Riekmann, eine der erfreulicheren Erscheinungen innerhalb der spätlinken Orthodoxie der österreichischen Politikwissenschaft, angesagt. „Die Presse“ wünscht alles Gute. fle

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2009)

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