Arno Geiger: "Ich bin nicht der Richter meiner Figuren"

Arno Geiger über den Realitätsbezug seines Romans: „Wer ist wirklicher: Emma Bovary oder Helmuth Kohl in seiner Autobiografie?“
Arno Geiger über den Realitätsbezug seines Romans: „Wer ist wirklicher: Emma Bovary oder Helmuth Kohl in seiner Autobiografie?“ (c) Heribert Corn/Hanser Verlag
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Arno Geiger hat mit „Unter der Drachenwand“ seinen bisher berührendsten und zugleich verstörendsten Roman vorgelegt. Ein Gespräch über Kriegsbücher, Antikriegsbücher und Emma Bovary.

Die Presse: Ein Roman über das Jahr 1944, verknüpft mit einer Liebesgeschichte. Das ist schon ein bisschen waghalsig, oder?

Arno Geiger: Es gibt wenige Gesellschaftsromane über diese Zeit – und Gründe, warum man sich nicht drübertraut. Es ist ein unglaublich heikles Terrain. Ganz zu Recht ist es ein heikles Terrain! Ich hatte einen Stoff, der mir zugefallen ist, die Korrespondenz des Kinderverschickungslagers Schwarzindien am Mondsee. Dieser Stoff hat etwas in Gang gesetzt: fünftes, sechstes Kriegsjahr, alle in äußerster Bedrängnis, keiner weiß, wie es weitergeht. Uns ist ja das Gefühl für die Unmittelbarkeit des Krieges weitgehend abhandengekommen, die Jahrzehnte haben vieles abgeschliffen. Veit sagt: „Der Krieg nimmt einen mit wie Geröll im Fluss.“

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