Peter Wyngarde ist tot: Ein Bild von einem Mann

Peter Wyngarde.
Peter Wyngarde.(c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)
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Er war der Krimiautor Jason King und ein Frauenliebling: Peter Wyngarde starb in London mit 84.

„Was fragst du, holde Maid, du weißt doch schon Bescheid, es ist so weit“, auf YouTube kann man die Sprüche des Krimiautors Jason King anhören. Heute wirken sie albern, damals, in den Siebzigerjahren, waren sie cool. Die Emanzipation blühte, Jason King war ein lupenreiner Macho, aber bereits selbstironisch. Mit leicht vorgeschobenem Becken schlenderte er in schriller Hippie-Montur durchs Bild, blickte den Ladys tief in die Augen und verwirrte sie mit schwarzen Wuschelhaaren und offenem Hemd, aus dem das Brusthaar quoll. Und erst der Schnurrbart und das Ketterl!

Wyngarde wurde in Marseille geboren. Anfang der 1950er begann der Feschak seine Schauspielkarriere in BBC-Historienfilmen, u. a. an der Seite von Richard Burton in „Alexander der Große“. In gewisser Weise war der schlaksige Bursche am rechten Ort zur rechten Zeit, Wyngarde nahm noch ein Stück altes Hollywood à la Errol Flynn mit, aber er verströmte auch den Geist von 1968. 1969 hatte Wyngarde seinen Durchbruch in der britischen Krimiserie „Departement S.“, aus dieser ergab sich der TV-Erfolg „Jason King“. 28 Episoden amüsierte Wyngarde das Publikum, immer einen Scherz auf den Lippen, typisch britisch witzig, schlagfertig. „Magnum“ Tom Selleck folgte ihm typusmäßig in den 1980ern, der US-Privatdetektiv war kantiger, zielstrebiger, das Verspielte fehlte.

Es war ein Ereignis der Sonderklasse, das Damen in schwärmende Backfische verwandelte, als Wyngarde 1977 leibhaftig in Wien erschien und auf der Bühne des Englischen Theaters mit der damaligen Prinzipalin, Ruth Brinkmann, „Dear Liar“ las, den Briefwechsel George B. Shaws mit der Schauspielerin Patrick Campbell. Das brillante Pingpong, in dem keiner den anderen ganz zu fassen bekommt, war Wyngarde auf den Leib geschneidert. Sein Stern war damals schon im Sinken. 1975 war er in einer Herrentoilette in London bei sexuellen Handlungen mit einem Mann ertappt worden, ein Skandal, so intolerant war man auch noch lang nach 1968. Wyngardes Karriere in England war damit so gut wie beendet. Mit 84 ist dieser moderne Dandy nun in London gestorben. (bp) [ imago ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2018)

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