Warum sind manche Bücher so erfolgreich? Und was sagt es über uns aus, wenn wir massenhaft Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ kaufen, uns in Historienromane flüchten oder Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ in die Bestsellerlisten hieven? Der Germanist Jörg Magenau hat ein Buch darüber geschrieben.
Nein, das am besten verkaufte Buch ist nicht die Bibel, auch wenn sie in jedem Haushalt steht. Aber eine genügt halt fürs Leben – und meistens hat man sie sogar geerbt. Der Bestseller dieser Tage heißt „Die Schmahamas-Verschwörung“. Der Roman, der sich an das Online-Lego-Spiel Minecraft anlehnt, steht sowohl bei der Liste des „Spiegel“ als auch bei der des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels ganz oben. Von wegen: Die Jungen lesen nicht mehr. Laut „Spectrum“ mögen die Leser derzeit am liebsten Ferdinand von Schirachs „Strafe“. Und bei Amazon führt das Bürgerliche Gesetzbuch, 81. Auflage. Immerhin so eine Art Bibel des deutschen Rechtsstaats.
Der deutsche Journalist Jörg Magenau hat sich in einem Buch mit dem Phänomen Bestseller auseinandergesetzt. Anhand von Dutzenden Romanen und Sachbüchern, beginnend mit Theodor Plieviers „Stalingrad“ bis hinauf zu Daniel Kehlmanns „Tyll“, versucht er zu ergründen, warum wir lesen, was wir lesen. Was es über uns aussagt, wenn wir zu „Darm mit Charme“ greifen. Oder wenn wir uns mit „Der Name der Rose“ ins Mittelalter katapultieren lassen. Und wie ein Buch es schafft, massenhaft gekauft zu werden. Ja, gekauft. Denn ob es dann wirklich gelesen wird, ist wieder eine andere Sache. Man nehme etwa die Goethe-Gesamtausgabe für den Kindle, die bei Amazon derzeit weggeht wie die warmen Semmeln. Für 0,99 Euro.