Petzner blitzt mit Klage gegen Autor Schalko ab

Stefan Petzner
Stefan Petzner(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Stefan Petzner fühlte sich in Schalkos Satire "Weiße Nacht" über zwei "Lebensmenschen" wiedererkannt und klagte. Ein "fiktives Märchen" verletze den höchstpersönlichen Lebensbereich nicht, entschied die Richterin.

BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner ist am Freitag mit seiner Klage gegen den satirischen Roman "Weiße Nacht" des TV-Machers und Autors David Schalko vor Gericht abgeblitzt. Weil er sich in einer der Romanfiguren offenbar offenbar wiedererkennt, ging Petzner gegen das im Czernin-Verlag erschienene Buch vor Gericht. Richterin Katja Bruzek entschied nun, dass "Weiße Nacht" den höchstpersönlichen Lebensbereich Petzners nicht verletze, da es sich um ein "fiktives Märchen" handle. "Der Freiheit der Kunst war der Vorzug zu geben", stellte die Richterin fest. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Stefan Petzner, der auf die Entscheidung empört reagierte, meldete umgehend volle Berufung an.

Delfin-Tattoo und Lieblingsfarbe Türkis

"Weiße Nacht" ist ein satirischer Roman über die Liebesgeschichte zweier "Lebensmenschen". Petzner, der das Buch "selbstverständlich gelesen hat", wie er der APA erklärte, fühlt sich wiedererkannt. Die entsprechende Romanfigur trägt am linken Unterbauch eine Delfin-Tätowierung, liebt das Wort "Flocke" und schätzt die Farbe Türkis sehr.

Für Petzner stellt die "Weiße Nacht" eine öffentliche Bloßstellung seiner Person dar. Gemäß §7 Mediengesetz hatte er neben der Verurteilung des diese publizierenden Verlags auch eine finanzielle Entschädigung für die erlittene Kränkung beantragt.

Petzner fühlt sich "in Menschenwürde verletzt"

David Schalko, TV-Macher und Autor
David Schalko, TV-Macher und Autor(c) APA/ROLAND SCHLAGER

Die Richterin wertete jedoch das Buch, das von "absurden Elementen" lebe, als "fantastische Erörterung". Der Inhalt des Romans sei "von der Realität abstrahiert". Der Autor setze sich mit den Stilmitteln der Fiktion "mit dem Phänomen eines kritiklosen Anschlusses an eine messianistische Führerfigur auseinander", begründete die Richterin ihren Freispruch.

Nach der Verhandlung beklagte Petzner vor zahlreichen Medienvertretern "eine sehr bedenkliche Entwicklung", wenn die Justiz unter Berufung auf die Freiheit der Kunst am Schalko-Buch keinen Anstoß nehme. "Die Menschenwürde ist in meinem Fall ganz klar verletzt. Ich verstehe nicht, dass man in Österreich einen Menschen mit einer Kampagne fertig machen kann, auch wenn er ein Politiker ist".

"Herr Schalko sollte sich schämen"

Keiner werde mehr in die Politik gehen, "wenn Politiker heute Freiwild sind", prophezeite der BZÖ-Generalsekretär. Eine abschließende "Wortspende" hatte Petzner auch für den - bei der Verhandlung ebenfalls anwesenden - Autor des inkriminierten Bandes übrig. "Herr Schalko sollte sich schämen, für das, was er aufführt", rief er diesem zu.

Öffentlichkeit ausgeschlossen

Die Verhandlung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Richterin begründete dies mit der Erörterung des höchstpersönlichen Lebensbereichs des Klägers, was der Anwalt des Czernin-Verlags, Alfred Noll, nur unter Protest zur Kenntnis nahm: "Gerade ein solcher liegt hier nicht vor, weil es ja um den Protagonisten eines fiktiven Romans geht." In diesem Fall hinter verschlossenen Türen zu verhandeln, sei "ein schwerer Verfahrensmangel" und "eine grobe Beeinträchtigung der Rechtsstaatlichkeit", gab Noll zu bedenken.

>> Mehr zum Roman "Weiße Nacht"

(APA)

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