Wie man eine Ehe überlebt

In dem Roman „Gemischte Gefühle“ beschreibt Katherine Heiny den Alltag eines New Yorker Paares. Witzig, aber einen Tick zu stereotyp.

Graham und Audra sind ein Paar – ein sehr unterschiedliches Paar. Die zweite Frau des New Yorkers ist nicht nur um einiges jünger als er, sie ist auch um einiges lebhafter, kommunikativer und direkter als er. Eine typische Frage an ihren Gesprächspartner sieht so aus: „Wenn du doch zu einer Prostituierten gehen würdest, was würdest du dann von ihr wollen?“

In das Eheleben der beiden hat sich nach zwölf Jahren Routine eingeschlichen, die – ja, hier beginnt der Spannungsbogen – ein paar neue Bekanntschaften durcheinander bringen. Da ist zunächst Grahams Ex-Frau, Elspeth, die er per Zufall wiedertrifft. Sie, die einen britischen Schuhverkäufer als neuen Partner hat, ist das komplette Gegenteil von Audra. Und da ist ein mysteriöser Fotograf, mit dem seine Frau womöglich eine Affäre hatte – ein Gedanke, der Graham zutiefst erschüttert.

Catherine Heinys Roman kreist um die Frage, was Glück und Zufriedenheit im Alltag bedeuten. In ihrem Erzählband „Glücklich, vielleicht“ gelang es ihr, in ironischem Ton und sehr nuanciert diese Gefühle immer wieder kurz einzufangen. Die Protagonisten des Romans wirken dagegen leider holzschnittartig. Die Dialoge sind – zugegeben – witzig, aber die Figuren bleiben seltsam flach. Und die Handlung von „Gemischte Gefühle“ plätschert ein bisschen zu sehr dahin. Die Autorin setzt diesmal zu offensichtlich auf Lebensweisheiten. Dabei weiß sie doch, wo sich die großen Gefühle am wohlsten fühlen: irgendwo zwischen den Zeilen.

Katherine Heiny: „Gemischte Gefühle“, übersetzt von Marion Hertle, Tempo, 350 Seiten, 20,60 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2018)

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