Amazon löscht Buch des rechten Autors Richard Millet

Er lobte die ´formale Perfektion´ von Anders Breiviks Verbrechen.
Er lobte die ´formale Perfektion´ von Anders Breiviks Verbrechen.(c) imago/Leemage (imago stock&people)
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Der französische Autor und frühere Herausgeber des renommierten Verlags Gallimard hat sich den Kampf gegen eine "Islamisierung" Europas auf die Fahnen geschrieben.

"Töten - ein Bericht" heißt die soeben erschienene deutsche Ausgabe des Buchs "Tuer" (2015) des französischen Schriftstellers Richard Millet, in dem er, - wie bereits einmal vor Jahren - erneut über seine Kriegserfahrungen im libanesischen Bürgerkrieg 1975 schreibt, als er auf der Seite der christlichen Milizen gegen die Rebellen kämpfte.

In Deutschland wäre dieses Buch, wohl gar nicht beachtet worden, wäre Richard Millet in den letzten Jahren nicht weit über die Landesgrenzen hinaus als Publizist gegen eine "Islamisierung" Europas bekannt geworden. Und zum Gegenstand heftigster Kontroversen. Seine kulturpessimistischen Essays kreisen seit Jahren um die angebliche Selbstaufgabe Europas, den Verlust der eigenen Identität. Einwanderer, die ihre Kinder noch in der dritten Generation Mohammed nennen würden, betrachte er nicht als Franzosen, sagte er 2012.

"Loblied auf Anders Breivik"

In seinem "Loblied auf Anders Breivik" ("Eloge littéraire d’Anders Breivik") hatte er nach dem Anschlag auf der Insel Utoya, nicht ohne seinen Abscheu vor der Tat zu äußern, den Massenmord als Kunstwerk betrachtet - und als solches dessen "formale Perfektion" gerühmt. Damals war Millet noch Herausgeber des Verlag Gallimard, eines der renommiertesten Frankreichs. Im Zuge des darauffolgenden Skandals einigte er sich mit dem Verlag darauf, künftig nur noch als freier Lektor für das Haus tätig zu sein.

Nun hat der Antaios Verlag, intellektuelle Heimstätte deutscher radikaler Rechter (in eigener Diktion: Rechtskonservativer) Millets Buch "Töten" herausgebracht - ergänzt durch Kurzessays Millets über den "Islamismus als Verbündetem des globalisierten Kapitalismus" und über "Christen im Orient" sowie ein Interview mit dem Autor über die Lage Europas.

Undurchschaubare Amazon-Zensur

Bis vor kurzem konnte man die Neuerscheinung auf der deutschen Internetseite des Händlers Amazon finden - nun nicht mehr. Was ist passiert? Möglicherweise hat es damit zu tun, dass kurz davor auf der Seite "Political Incorrect" eine lobende Rezension des Buchs erschienen war.

Bei der für die öffentliche Wahrnehmbarkeit so weitreichenden Entscheidung, warum Amazon manche Titel aus ideologischen Gründen löscht oder gar nicht erst zulässt, scheint der Zufall eine beträchtliche Rolle zu spielen. So sind derzeit etwa die Antaios-Bücher "Revolte gegen den großen Austausch" von Renaud Camus oder Wolf Sieferles "Germania" problemlos auf Amazon zu haben, auch das französische Original von Millets Buch "Töten" sowie auf Deutsch das ebenfalls bei Antaios erschienene Milletbuch "Verlorene Posten: Schriftsteller - Waldgänger - Partisan".

"Manche unserer Titel werden von Amazon direkt angeboten und verkauft, manche nur über Zweitanbieter, manche werden ganz blockiert", erzählt Antaios-Verleger Götz Kubitschek der "Presse". Den Anteil der ganz blockierten Bücher schätzt er auf zehn bis 15 Prozent. "Manche sind auch eine Zeitlang drin, dann wieder nicht. Das hat etwas Irrationales."

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