Hilary Mantel: „Nur wir sind voller Nostalgie“

„Ich suche nicht nach einer anderen Art, über die Gegenwart zu schreiben. Für mich ist Geschichte ein Wert für sich“: Hilary Mantel, heuer Gast der Gratisbuchaktion „Eine Stadt, ein Buch“, beim Gespräch mit der „Presse“ im Wiener Rathaus.
„Ich suche nicht nach einer anderen Art, über die Gegenwart zu schreiben. Für mich ist Geschichte ein Wert für sich“: Hilary Mantel, heuer Gast der Gratisbuchaktion „Eine Stadt, ein Buch“, beim Gespräch mit der „Presse“ im Wiener Rathaus.(c) Lukas Aigelsreither
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Zweimal bekam sie den Booker Prize, ihre Romane über Thomas Cromwell sind bereits legendär – doch demnächst bringt sie ihn zu Tode: Ein Gespräch mit Hilary Mantel. Ihr Roman „Jeder Tag ist Muttertag“ wurde heuer bei der Gratisbuchaktion „Eine Stadt, ein Buch“ in Wien verteilt.

Die Presse: 100.000 Exemplare Ihres ersten Romans „Jeder Tag ist Muttertag“ wurden bei der Gratisbuchaktion „Eine Stadt, ein Buch“ in Wien verteilt – doch Ihre Fans warten seit sechs Jahren auf Ihren neuen Roman, „The Mirror And The Light“. Darin lassen Sie das Leben von Thomas Cromwell, dem wichtigsten Staatsmann unter Heinrich VIII., zu Ende gehen und ihn am Schafott sterben. Sind Sie damit fertig?

Hilary Mantel:
Es sind die letzten Schreibmonate. Momentan bin ich bei der Ankunft von Heinrichs vierter Ehefrau, Anna von Kleve, in England angelangt, weniger als ein Jahr vor Cromwells Tod. Zu Beginn des neuen Jahrs werde ich fertig sein.

Jeder Teil Ihrer Cromwell-Trilogie endet mit einer Hinrichtung. In „Wölfe“ ist es die von Thomas Morus, in „Falken“ jene Anne Boleyns – für beide hat Cromwell gesorgt . . .

Ja, aber Annes Tod ist kein Triumph für Cromwell, wie viele meinen. Cromwell ist am Anfang des neuen Buchs in einer sehr gefährlichen, unsicheren Position. Es beginnt mit der Hinrichtung, dann gibt es Frühstück – und das Drama nimmt seinen Lauf. In gewisser Weise wirft „The Mirror And The Light“ ein neues Licht auf frühere Ereignisse in Cromwells Leben. Mich interessiert, wie unsere Erinnerungen die Vergangenheit für uns verändern. Cromwell denkt nach über seine Kindheit, seine Jugend, am Ende weiß man mehr über ihn, als man je dachte. Und der Leser kann sehen, wie Cromwell beginnt, Fehler zu machen, kann die Saat seines Untergangs erkennen. Cromwell kann es nicht, oder vielleicht kann er es, aber er kann nichts dagegen tun.

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