"Bella Ciao": Flucht und Heimkehr

(c) Diogenes
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Raffaella Romagnolo hat einen wunderbaren historischen Roman geschrieben, in dem sich Linke, Faschisten und Kriegsgewinnler tummeln.

"Bella Ciao", das alte Partisanenlied, das kürzlich durch den Hugel-Remix zum Hit geworden ist, hat Diogenes als Titel für die deutsche Übersetzung von Raffaella Romagnolos Roman gewählt - und das ist durchaus passend, spielt doch der linke Untergrund eine gewichtige Rolle.

Giulia Masca wächst vor der Wende zum 20. Jahrhundert in einer elenden Kleinstadt im italienischen Hinterland auf, deren Lebensader eine Seidenspinnerei ist. Dort verrichtet auch Giulia mit ihrer illiteraten Mutter Sklavenarbeit. Sie ist mit Pietro Ferro verlobt. Dann kommt alles anders: Ihre Freundin Anita liegt Pietro in den Armen. Giulia, inzwischen schwanger, flieht aus der Stadt, schifft sich nach Amerika ein. 45 Jahre später kehrt sie als reiche Frau zurück. Das Motiv ist bekannt, doch anders als Friedrich Dürrenmatts alte Dame will Giulia nicht Rache, sie will Antworten. Was ist damals geschehen? Und sie sucht nach dem Leben, das sie eben nicht geführt hat - dem an der Seite von Pietro in der kleinen elenden Stadt.

Raffaella Romagnolo hat einen fein ziselierten, weit verästelten Roman geschrieben, in dem sie in überaus zarter Weise die Schicksale einer Handvoll Leute erzählt. Während diese heranwachsen, sich verlieben, heiraten, scheitern, rollt die Geschichte ab, sie hat zwei Weltkriege, faschistischen Terror und die Machtübernahme Mussolinis im Gepäck. Eindringlich schildert Roma gnolo Hunger, Krankheit und Tod. Dennoch ist "Bella Ciao" kein düsteres Buch. CLE

Raffaella Romagnolo: "Bella Ciao", übersetzt von Maja Pflug, Diogenes,  517 Seiten, 24,70 Euro

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