„Ich war schon immer eine Optimistin“

Schriftstellerin Dacia Maraini hat italienische Kultur- und Literaturgeschichte geschrieben.
Schriftstellerin Dacia Maraini hat italienische Kultur- und Literaturgeschichte geschrieben.(c) Katharina F.-Roßboth
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Schriftstellerin Dacia Maraini ist die Grande Dame der zeitgenössischen italienischen Literatur. Ein Gespräch über feministische Tabus, Identitätsängste, vergessene Geschichte, zwei große Männer. Und das Weiterleben mit offenen Wunden.

In Ihrem neuesten Buch verarbeiten Sie ein sehr persönliches Trauma: den Tod Ihres Babys im achten Schwangerschaftsmonat. War es schwierig, darüber zu schreiben?

Dacia Maraini: Ich habe dieses Buch immer und immer wieder aufgeschoben. Nun ist es geschrieben. Es wurde ein Dialog mit meinem imaginären Sohn. Ich habe mir vorgestellt, wie er geworden wäre, mein Sohn, wenn er gelebt hätte. Das Buch ist kein Roman, sondern ein „Récit“. Es ist autobiografisch, aber beinhaltet auch Reflexionen und historische Exkurse – über Mutterschaft etwa, diese sakrale Kraft, auf der die gesamte Symbolik der Antike beruht.

Worüber sprechen Sie mit Ihrem Sohn?

Ich sage ihm, dass er Frauen respektieren muss. Doch als Pubertierender rebelliert er, auch gegen seine Mutter. Er wird Frauen sehr schlecht behandeln. Dann aber verliebt er sich – und findet zu seiner Menschlichkeit zurück. Er erkennt: Besitz und Kontrolle haben mit Liebe nichts zu tun. Ich habe das oft bei meinen Freundinnen erlebt: Söhne von engagierten Feministinnen wurden zu Frauenfeinden. Der Einfluss der Gesellschaft ist stärker als die Mütter.

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