Bachmann-Preis geht an Birgit Birnbacher

(v.l.) Autorin Ines Birkhan, die österreichische Autorin Birgit Birnbacher und Autor Yannic Han Biao Federer.
(v.l.) Autorin Ines Birkhan, die österreichische Autorin Birgit Birnbacher und Autor Yannic Han Biao Federer.APA/GERT EGGENBERGER
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Die Salzburgerin überzeugte mit einem Text über heutige Arbeitswelten und entschied damit das Wettlesen für sich.

Fast einhellig einverstanden waren die Juroren (ohne die wegen der Hitze ausgefallene Nora Gomringer) mit dem Text, den die Salzburgerin Birgit Birnbacher am Freitag gelesen hatte. Einem Text über heutige Arbeitswelten: In „Der Schrank“ nimmt die Ich-Erzählerin an einer Langzeitstudie über „Lebensverhältnisse und Neue Arbeit“ teil. Birnbacher ist dafür heute, Sonntag, mit dem 43. Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden. Sie setzte sich in der Stichwahl knapp gegen Yannic Han Biao Federer durch. Der Hauptpreis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Diese Autorin kennt schon einiges von der Welt mit ihren 33 Jahren, denkt man bei ihrem Lebenslauf: Sie bricht die Schule ab, macht eine Lehre, arbeitet als Freiwillige unter anderem in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, holt die Matura nach, studiert Soziologie und Sozialwissenschaften, wird Sozialarbeiterin, arbeitet als Soziologin „in Gemeinwesen und Quartiersarbeit“. Und sie hat einen zweijährigen Sohn. Realitätssatt und zupackend liest sich auch ihr 2016 erschienener Roman „Wir ohne Wal“ über Jungerwachsene, die nicht recht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen.

Man erlebt hier auch eine Autorin auf der Suche – entschlossen und sprachlich interessant. „Ich Kunst, du Vetmed“, porträtiert sie lakonisch zwei gegensätzliche Schwestern: Die eine setzt alles auf Hermann, polierte Böden und eingerahmte Paarbildchen, die andere spannt über ihrer Kleinstadt einen heißluftbetriebenen Wal aus weißer Plane aus – mit Erfolg. Sie wird kämpfen in Klagenfurt.

Weitere Preise

Der Oberösterreicher Leander Fischer wurde mit dem Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro) ausgezeichnet. Der Kelag-Preis (10.000 Euro) ging an die aus Kärnten stammende Julia Jost. Yannic Federer bekam schließlich den 3sat-Preis (7.500 Euro). Und Ronya Othmann gewann den per Internet-Voting ermittelten BKS-Bank-Publikumspreis in der Höhe von 7.000 Euro und das damit verbundene und mit 5.000 Euro dotierte Klagenfurter Stadtschreiberstipendium.

Acht Autorinnen und sechs Autoren stellten sich beim Literaturwettbewerb einer siebenköpfigen Jury unter dem Vorsitz von Hubert Winkels. Im Vorjahr war der Bachmann-Preis an Tanja Maljartschuk gegangen.

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