Isabel Allende: Das Schicksal hat ein Herz

(c) Suhrkamp
  • Drucken

Mit „Dieser weite Weg“ ist Isabel Allende ein großartiger Roman über Heimat, Familie und Liebe gelungen – mit Anklängen an frühere Meisterwerke.

Längere Zeit sah es so aus, als hätte Isabel Allende, die Grande Dame der südamerikanischen Literatur, ihr Händchen für selbige verloren. „Kitsch“ und „banal“ lauteten die Urteile der Literaturkritiker über ihre letzten Romane. Mit „Dieser weite Weg“ allerdings ist ihr wieder ein großartiges Buch über Heimat, Familie und die Liebe gelungen, mit deutlichen Anklängen an ihr Meisterwerk „Das Geisterhaus“.

Die Geschichte hält sich an wahre Ereignisse und habe sich, wie Allende im Nachwort meint, praktisch von selbst geschrieben. Der Bogen reicht von 1938 bis 1994, vom spanischen Bürgerkrieg über die Evakuierung vieler Spanier auf dem Schiff „Winnipeg“ nach Chile, von der ersten linken Regierung Chiles unter Salvador Allende bis zum Putsch durch das Militär und die Diktatur Augusto Pinochets bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, als Chile versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen.

Erzählt wird dieses kurze 20. Jahrhundert anhand mehrerer Familien, die Allende elegant ineinander verschlingt. Der junge Arzt Victor Dalmau flieht gegen Ende des Bürgerkriegs aus Spanien nach Chile, mit seiner verwitweten Schwägerin Roser und seinem Neffen. Dort finden die Konzertpianistin und der Kardiologe nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine Liebe, die sie selbst überrascht. Begleitet werden sie von einem Kaleidoskop aus Freunden, Feinden und Verwandten, aus Herz und Schmerz, Großzügigkeit und Grausamkeit, Zufall und Überraschung, wie wohl nur Allende es entwerfen kann.  DO

Isabel Allende: „Dieser weite Weg“, übersetzt von Svenja Becker, Suhrkamp, 381 S., 24,70 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.