Auszeichnung

Jury ignoriert Regeln: Zwei Frauen bekommen Booker-Preis

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Neue Sitten beim renommierten Booker-Preis. Die 79 Jahre alte Margaret Atwood teilt ihn sich mit Bernardine Evaristo. Booker statt Nobel, scheint die Botschaft.

Zwei weibliche Preisträger. Zwei tolle Literatinnen. Eine davon die Kanadierin Margaret Atwood. So, spekulierten viele, würde der doppelte Literaturnobelpreis heuer vergeben werden. Es kam anders. Dafür gab es an anderer Stelle diesen Ausgang: Beim Booker Preis. Hier wurden dafür allerdings die Regeln stark gedehnt.

Atwood bekam am Montag - sogar zum zweiten Mal - den renommierten britischen Literaturpreis. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Britin Bernardine Evaristo. Sie erhielt den Preis für ihr Buch "Girl, Woman, Other", Margaret Atwood für den Roman "The Testaments".

Preis zu splitten war nicht erlaubt

Die Jury habe sich damit explizit über die Regeln hinweggesetzt, schrieb der „Guardian“ vergangene Nacht. Die fünfköpfige Jury sei nicht in der Lage gewesen, einen einzelnen Autor bzw ein Werk von der Shortlist auszuwählen. Und so wählte man zwei - obwohl Gaby Wood, Direktorin des Preises, wiederholt mitteilte, dass dies nicht möglich sei.

Die 79 Jahre alte Atwood gehört zu den wenigen zweimaligen Gewinnern des Booker-Preises. Im Jahr 2000 hatte sie ihn bereits für das Buch "The Blind Assassin" (Der blinde Mörder) erhalten. "Testaments" ist eine Fortsetzung ihres Romans "Handmaid's Tale" (Der Report der Magd) aus dem Jahr 1986. Ein Buch, um das schon vor der Veröffentlichung ein Riesenrummel entstand. Ein befremdliches Detail: Auf Twitter wurde ein Foto gesichtet, das „Testaments“ mit einem verräterischen Sticker am Cover zeigt: „Booker Prize 2019“ steht unter dem Titel.

Bei der Preisverleihung in der Londoner Gildhall zeigte sich die 79-Jährige am Montag überrascht über die erneute Ehrung. "Ich hätte gedacht, ich wäre zu alt." Atwood, die einen Anstecker der Klimaschutzbewegung Extinction Rebellion trug, hielt bei der Zeremonie den Arm Evaristos in die Höhe: "Ich brauche die Aufmerksamkeit nicht, deswegen bin ich sehr froh, dass du welche bekommst."

Evaristos „magische“ Geschichten


Die britisch-nigerianische Schriftstellerin Bernardine Evaristo erzählt in ihrem Buch "Girl, Woman, Other" die Geschichten von zwölf Menschen, meist dunkelhäutigen britischen Frauen, deren Leben miteinander verwoben sind. Das Buch habe etwas "ausdrücklich Magisches", befand die Jury. "Ich bin die erste schwarze Frau, die diesen Preis gewonnen hat", sagte Schriftstellerin bei der Preisvergabe. Sie hoffe aber, dass sie nicht lange die einzige bleibe. Es sei unglaublich, den Preis mit der "Legende" Atwood zu teilen.

Der "Booker Prize" ist der wichtigste britische Literaturpreis. Er ist mit 50.000 Pfund (rund 57.000 Euro) dotiert. Die beiden Gewinnerinnen teilen sich das Preisgeld. Ausgezeichnet werden Autoren, die auf Englisch schreiben und deren Werke in Großbritannien erscheinen.

Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die nordirische Schriftstellerin Anna Burns. Sie wurde für ihren Roman "Milkman" (Milchmann) geehrt, in dem es um die Erfahrungen einer jungen Frau in den Jahren des Nordirlandkonflikts geht.

Lange Zeit hieß der Preis "Man Booker Prize". Im Jänner gab das Investment-Unternehmen Man Group jedoch seinen Rückzug als Sponsor bekannt. Der Preis wird seit 1969 vergeben und war bis 2013 Autoren aus dem britischen Commonwealth und Irland vorbehalten, deren Romane in Großbritannien veröffentlicht wurden. Seit 2014 sind auch Autoren aus anderen englischsprachigen Ländern zugelassen.

(rovi)

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