In der Wiener Gruppe rund um H.C. Artmann ist Konrad Bayer der provokanteste und rätselhafteste Kopf. Der literarische Außenseiter will fliegen lernen und begreift nicht, dass er sich nicht unsichtbar machen kann.
„die schwarze messe kommt nicht recht zustande, die versprochene jungfrau erscheint nicht, die tote taube ist von den ratten gefressen, der satanspriester liegt bewußtlos trunken in seinem kohlenkeller, ein übler dilettant muß ihn ersetzen.“
Nicht alle Aktionen der avantgardistischen Vereinigung Wiener Gruppe während der 1950er-Jahre sind von Erfolg gekrönt. Mit der „acht-punkte-proklamation des poetischen actes“ wollen Künstler um den großen Dichterfürsten H.C. Artmann das träge literarische Leben wachrütteln. Man will provozieren, veranstaltet chaotische Happenings – zumeist begleitet von der „jazzband jesus christbaum“, Soirées mit illuminierten Vogelkäfigen und poetische Demonstrationen mit Lampions. Mit „weißgeschminkten gesichtern und weißen blumen einer subtilen morbidität“ zieht man feierlich durch die Wiener Innenstadt, während man erstaunten Passanten Passagen von Baudelaire, Poe und Trakl vorträgt. Neben Gerhard Rühm, später auch Oswald Wiener und Friedrich Achleitner, ist Konrad Bayer der größte Individualist. Er sieht sich als Artmanns „kumpan, dann verehrer, aufmerksamer hörer und mitstreiter für die gute sache der poesie“.