Der Nobelpreisträger Julius Wagner-Jauregg gilt trotz umstrittener, aufsehenerregender Therapien als führender Vertreter der Wiener Medizinischen Schule. Der ehrgeizige Psychiater hinterlässt ein beeindruckendes Lebenswerk. Wegen ihm leitet Kaiser Franz Joseph eine „Neurologie-Reform“ ein.
Nachts um elf läutet das Telefon. Die Sitzung in Stockholm dauere noch an, berichtet ein Berliner Journalist. Julius Wagner-Jauregg schläft „seelenruhig“ ein. Zwei Stunden später reißt ihn das Telefon aus dem Schlaf: Die Entscheidung ist gefallen, soeben ist ihm der Nobelpreis zuerkannt worden. „Nun war es allerdings mit dem Schlafen nichts mehr“, schreibt Wagner-Jauregg in seinen Erinnerungen. „Ich tat das, was ich bei nächtlichen Schlafpausen schon längere Zeit zu tun pflegte: Ich stand auf und spielte Schach mit mir selbst...“
Bereits drei Jahre zuvor, 1924, ist der Begründer der Fiebertherapie zur Behandlung progressiver Paralysen Kandidat für den Medizin-Nobelpreis. Doch ein schwedischer Professor für Psychiatrie stemmt sich massiv dagegen. Er könne einem Arzt, der den Malariaerreger impft, nicht den Nobelpreis zugestehen, denn er sei in seinen Augen ein Verbrecher.