Zeitungsreichweiten sind 2007 gesunken

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
  • Drucken

Media Analyse: „Presse“ erzielt 3,8% Reichweite; Erfolg in der A-Schicht und bei Uni-Absolventen.

Wie geht es Österreichs Tageszeitungen? Laut den aktuellen Zahlen der Media Analyse für 2007 sind die Reichweiten fast ausnahmslos gesunken – insgesamt erzielten die von der MA erfassten Zeitungen im vergangenen Jahr eine Reichweite von 70 Prozent (4,887 Millionen Leser), nach 72,7 Prozent im Jahr 2006 und 76,1 Prozent noch vor zehn Jahren. Ein paradoxes Phänomen: Denn die Verkaufsauflagen der Tageszeitungen steigen. Das zeigt sich auch bei der „Presse“: Die verkaufte Auflage stieg 2007 um über 3500 Stück auf 83.364 Exemplare pro Tag. Gleichzeitig sank aber die von der Media Analyse per Umfrage erhobene Reichweite um 0,5 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent aller Österreicher über 14 Jahren. Vor allem A-Schicht-Leser greifen zur „Presse“ (12,3 Prozent), ebenso Hochschulabsolventen (14,7 Prozent) und Leser mit einem monatlichen Haushaltseinkommen über 3000 Euro (7,3 Prozent). Überdurchschnittlich gut wird die „Presse“ außerdem am Wochenende gelesen: Die Samstag-Ausgabe erreicht 6,2 Prozent.

Meistgelesene Zeitung war auch im Vorjahr die „Kronen Zeitung“ mit 42,2 Prozent, gefolgt von der „Kleinen Zeitung“ (11,8 Prozent) und dem „Kurier“ (8,9 Prozent). „OÖN“ und „Standard“ erreichten 5 Prozent, die „TT“ 4,4 Prozent, die „Salzburger Nachrichten“ 3,6 Prozent. „Österreich“ scheint nicht auf (siehe unten).

Nach einiger Kritik an der Media Analyse meinte deren Präsident Wolfgang Bretschko (Styria Medien AG) am Donnerstag, die verwendete Methode sei „mit Sicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss“, derzeit aber in Europa „state of the art“. Er plädierte jedoch für die Einführung von Neuerungen – u.a., eine kombinierte Reichweite aus Print- und Online-Daten zu erheben und die Media Analyse in Richtung Gratiszeitungen zu öffnen, weil man „nur damit den Gesamtmarkt abbilden“ könne. Auch würden sich die teilnehmenden Zeitungen von der MA Nutzerstromanalysen wünschen, weil der „Leser agiler geworden“ ist, was auch an den vielen Neugründungen der jüngeren Zeit liege.

Schwierigkeiten mit „Österreich“

Wie schwierig es ist, Reichweiten per Befragung zu „messen“, zeigt sich auch daran, dass 1500 bereits geführte Interviews nachträglich aufgrund von qualitativen Mängeln aus der Befragung genommen wurden. Die vorliegenden Zahlen basieren nun auf 14.545 persönlich geführten Interviews. Ebenfalls schwierig gestaltet sich die Teilnahme von „Österreich“, so Bretschko: „,Österreich‘ wird zu einem großen Teil gratis verteilt. Darüber hat es massive Diskussionen gegeben.“ Man habe sich dann auf bestimmte Bedingungen geeinigt, unter denen „Österreich“ in der MA aufscheinen kann – das Blatt habe diese aber im Jänner und Dezember durch Verteilung eines Werbefolders unterlaufen, der der Zeitung sehr ähnlich sah. Ob die Zeitung 2008 in der MA aufscheinen wird, könne er aufgrund laufender Diskussionen noch nicht sagen, so Bretschko.

ZAHLEN UND FAKTEN

14.545 persönliche Interviews wurden – meist in der Wohnung der Befragten – von Jänner bis Dezember 2007 für die Media Analyse '07 durchgeführt. Erhoben haben: GfK, Ifes und Gallup/Dr.Karmasin.

Definiert wird die Reichweite als Anteil der Personen (in Prozent), die ein Printmedium in einem Erscheinungsintervall nutzen.

Die Gesamtkosten der Befragung beliefen sich 2007 auf etwa 1,9 Millionen Euro und wurden von 116 MA-Mitgliedern (97 Medien, 19 Agenturen) getragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.