Fake-Doku im ORF: "Absurde Sommerloch-Story"

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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In einer nicht gekennzeichneten Fake-Dokumentation berichtete "art.genossen" über einen zweiten Turm für den Steffl. Die Erzdiözese reagierte "not amused", der ORF wollte "provozieren".

Aufregung gibt es derzeit um eine nicht-gekennzeichnete ORF-Fake-Dokumentation, die am Montagabend über die Aufstockung des Nordturms des Wiener Stephansdoms berichtet hat. Vor allem die Erzdiözese reagierte "not amused" auf die "absurde Sommerloch-Story" in der Kultursendung "art.genossen". In einer Aussendung machte der Pressesprecher der Erzdiözese, Erich Leitenberger, am Dienstag Schluss mit den Gerüchten: "Der Stephansdom bekommt keinen zweiten Turm, der unausgebaute Nordturm bleibt wie er ist."

Der ORF hatte im Vorfeld der am Montagabend auf ORF 2 ausgestrahlten Dokumentation angekündigt, die "art.genossen"-Redaktion sei bei ihren Recherchen auf einen konkreten Plan zum Bau des unvollendeten Nordturms gestoßen - freilich ohne hinzuzufügen, dass es sich um einen Fake-Beitrag handelt. Einige Zeitungen übernahmen den PR-Gag und kündigten auf ihren Programmseiten im Rahmen der ORF-Kultursendung die Enthüllung geheimer Pläne rund um Wiens Wahrzeichen an. Auch in der Sendung selbst sei "nicht so deutlich gesagt worden, dass es um eine Fantasie ging", kritisiert Leitenberger.

"Absurde Idee"

Die Erzdiözese wollte entstandenen Spekulationen ein Ende bereiten: "Das Domkapitel - das einzig kompetente Organ für Baumaßnahmen am Stephansdom - war noch nie mit einer solch absurden Idee konfrontiert", so Leitenberger. Schon angesichts der ungeheuren Kosten, würde "in Zeiten, in denen Pensionisten, Alleinerziehende und Mehrkinderfamilien kaum über die Runden kommen, niemand an ein solches Vorhaben auch nur denken".

Als Provokation gedacht

Der ORF argumentiert, der Beitrag sei in erster Linie als Provokation gedacht gewesen, so Kommunikationschef Pius Strobl. Dass eine solche Aktion die Glaubwürdigkeit der Kultursendung untergraben könne, sieht man beim ORF nicht. Das Stilmittel der Fake-Doku sei bewusst gewählt worden, "um ein an sich ernstes und von vielen Emotionen begleitetes Thema - Architektur und Stadtgestaltung - aufzugreifen und eine breitgeführte Diskussion darüber anzuregen". Dieses Projekt hält der Sender für "gelungen" - nicht zuletzt dank der "hochkarätigen 'Kollaborateure', wie Bildungsministerin Claudia Schmied und Dompfarrer Toni Faber".

((c) APA/Red.)

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