Nachruf auf eine liebenswerte Sprachverliebte

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„Die Presse“. Die Redaktion trauert um Eva Male. Die großartige Journalistin erlag ihrer Krebserkrankung.

Eva Male war reich an Talenten. Sie schrieb exzellent, spielte mit der Sprache wie mit einem vertrauten Kind, versprühte in jedem Absatz Esprit. Es war das reinste Vergnügen, ihre eleganten Texte zu lesen, mit ihr zusammenzuarbeiten, mit ihr zu lachen und mit ihr befreundet zu sein. Am Sonntag ist Eva Male im Alter von 49 Jahren verstorben. Unfassbar. Unsere Redaktion ist erschüttert, tieftraurig.

Eva Male, die Josefstädterin, gehört unauslöschlich zur DNA der „Presse“. Sie hat viel für diese Zeitung geleistet. Ihr Weg begann im außenpolitischen Ressort, als Expertin für Afrika zunächst. 1999 wechselte sie als Korrespondentin nach Washington. Es war eine aufregende Zeit, in der sich Geschichte verdichtete: Eva Male berichtete über die umstrittene „Lochkarten“-Wahl George W. Bushs, die Terroranschläge vom 11.September 2001 und aus amerikanischer Perspektive auch über die nachfolgenden Kriege in Afghanistan und im Irak. Sie meisterte die Aufgabe bravourös. Ihre Neugier und ihr Fernweh waren danach nicht gestillt. Zurück in Wien, gab sie anfangs ein längeres Gastspiel im Feuilleton; der Literatur hat stets das Herz der Sprachverliebten gehört. Doch es zog sie wieder ins außenpolitische Ressort und schließlich als Korrespondentin nach Berlin. Eine innere Unruhe trieb sie an. Sie wollte ständig Neues (Cellospielen mit 40) ausprobieren, sich verändern. 2011 heuerte Eva Male bei Amnesty International an, später als Pressesprecherin der Wirtschaftsuniversität.

Der „Presse“-Familie blieb sie trotzdem erhalten, sie drechselte weiterhin ihre „Spectrum“-Kolumnen: die „Sprachspaltereien“, die sie einmal auch in einem Buch zusammenfügte („Wenn die Fälle davonschwimmen“) – wie übrigens auch ihre Zeit in den USA („Amerika all inclusive“).

In ihren Texten – und auch in ihrem Leben – bemühte sich Eva Male stets um Leichtigkeit. Nur wenigen vertraute sie an, wie anstrengend das manchmal für sie sein konnte. Die Unterhaltsame gehörte zu den Feinfühligen, zu den Sensiblen, zu den Selbstzweiflern, durchlebte Krisen. Wahrscheinlich war sie deshalb so gut. Ihr wohnten eine beeindruckende Kraft und Haltung inne. Am Ende konzentrierte sie sich auf Wesentliches: Klar, stark, hell und tapfer hat sie die Krebserkrankung ertragen, der sie nun erlegen ist.

Der Redaktion bleibt Eva Male nicht nur als großartige Journalistin in Erinnerung, sondern auch als soziales Genie. Ihr Humor zog und steckte an. Ganzen Generationen von „Presse“-Journalisten verpasste sie Spitznamen, die bis heute gültig sind. Um sie war stets Leben. Eva Male hatte eine besondere Gabe, tiefe Freundschaften zu pflanzen. Sie war so liebenswert, hilfsbereit und lustig: Man musste sie fast zwangsläufig ins Herz schließen – für immer.

Unser Mitgefühl gehört ihrer lieben Familie: ihren Schwestern und Brüdern, ihren Nichten und Neffen, ihrer Mutter und ihrem Sohn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2014)

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