(Zu) harte Kritiken: Erfurter "Tatort"-Ermittler geben auf

Tatort
TatortORF
  • Drucken

Nur zwei Folgen lang ermittelten Friedrich Mücke und Alina Levshin am "Tatort". Sie steigen aus - der Erfurter "Tatort" wird eingestellt.

Drei junge, talentierte Schauspieler sind das, daran gibt es keine Zweifel. Im November 2013 gaben Alina Levshin, Friedrich Mücke und Benjamin Kramme ihr Debüt als Ermittlertrio im "Tatort" Erfurt. "Ah, die Jungschar!" spöttelte da eine Kollegin am Kommissariat über die übereifrige Praktikantin Johanna (Levshin) und die sich in demonstrativer Männlichkeit übenden jungen Kollegen Henry (Mücke) und Maik (Kramme), die gleich in der ersten Episode actionreich ein paar Autos zertrümmerten. Mit 10,32 Millionen Zuschauern erzielte "Kalter Engel" eine Top-Quote - und bleibt damit Teil der bemerkenswerten Erfolgsgeschichte dieser Krimireihe. Im Dezember 2014 lief die zweite "Tatort"-Ausgabe mit den drei Jungermittlern: "Der Maulwurf" hatte immerhin auch 8,47 Millionen Zuschauer - und wird dennoch der letzte Film mit dem Trio bleiben.

Am Mittwoch bestätigte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) gegenüber der "Bild"-Zeitung, was in den sozialen Medien bereits gemunkelt wurde: Friedrich Mücke und Alina Levshin geben auf. Die Quoten stimmten zwar. Aber die Kritiken waren schlecht. Zu "klischeehaft" sei das Verhältnis zwischen den Vorgesetzten und dem Nachwuchs, hieß es da. Vor allem die Jusstudentin Johanna hatte - wiewohl hoch gebildet und topmotiviert - unter Demütigungen (auch der jungen männlichen Kollegen) zu leiden. Eigentlich hätte das Trio dem "Tatort" eine Art Frischzellenkur verpassen sollen - doch Kritiker orteten statt dessen aufgesetzte, krampfhafte Jugendlichkeit. Die Ermittler seien "lahm", das Drehbuch wäre "uninspiriert", war zu lesen. Manche fanden gar, das Trio sei ein schlechter Abklatsch der drei Freunde aus J. K. Rowlings Bestseller "Harry Potter".

Das haben Levshin, Mücke und Kramme nicht verdient. Sie sind tolle Schauspieler. Die Kritik gebührte vor allem dem Drehbuch, das "zu brav" ist und ein Talent wie Levshin mit Text "unterversorgt". Der MDR zieht die Konsequenzen - und setzt die Erfurt-Ausgaben des "Tatort" ab. Der Freistaat Thüringen wird aber weiterhin präsent sein: "Nora Tschirner und Christian Ulmen ermitteln auch 2015 in Weimar und Umgebung", teilt der Sender mit.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tatort: Kopper
TV-Kritik

"Tatort" Ludwigshafen: Abschied von Kommissar Kopper

Nach 21 Jahren und insgesamt 57 Fällen muss Kommissar Mario Kopper gehen. Wie er aber in seinen Abgang stolpert, ist enttäuschend.
Der wueste Gobi
TV-Kritik

"Tatort" Weimar: Strickhöschen und Buchstabensuppe

Wegen der kaputten Heizung gehen die Kommissare Lessing und Dorn in diesem "Tatort" auf Kuschelkurs. Wird aber nichts: "Der wüste Gobi", ein Psychopath und mutmaßlicher Frauenmörder, hält sie auf Trab.
Tatort
TV-Kritik

"Tatort" Hamburg: Falke und der "Westentaschen-Goebbels"

In diesem "Tatort" steht der Rechtspopulismus im Fadenkreuz. In "Dunkle Zeiten" gibt nicht nur Kommissar Thorsten Falke ein politisches Statement ab - kurz steht sogar Donald Trump im Fadenkreuz.
Tatort
TV-Kritik

"Tatort" Berlin: Hier stinkt's nach Tod und U-Bahn

Die Kommissare Rubin und Karow fahnden in der thematisch vollgestopften "Tatort"-Episode "Dein Name sei Harbinger" nach einem Serienmörder. Als Kulisse dient die Berliner U-Bahn. Spooky.
Tatort
TV-Kritik

"Tatort" Hamburg: „Öko-Nazis“ und Prügelkinder

In „Böser Boden“ ermitteln die „Tatort“-Kommissare Falke und Grosz im Fracking- und im Umweltschützer-Milieu. Hier weiß man nicht, wer davon furchterregender ist.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.