Lars Mikkelsen, der Serienjoker aus Dänemark

The Team
The Team(c) ORF (Mathias Bothor)
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Ein Gesicht taucht derzeit in auffallend vielen Serien auf: Nach „Borgen“ und „Sherlock“ spielt Lars Mikkelsen zurzeit in „The Team“ und „House of Cards“.

Es passiert immer noch. Dass der große und der kleine Bruder miteinander verwechselt werden. Dabei ist Lars Mikkelsen bereits ein Serienroutinier, während sein ein Jahr jüngerer und in Hollywood erfolgreicher Bruder Mads Mikkelsen erst vor zwei Jahren als Hannibal in der gleichnamigen Serienadaption des Horrorthrillers ins Serienfach einstieg. Lars Mikkelsen hingegen spielte im vergangenen Jahrzehnt in auffallend vielen erfolgreichen Serien mit. Zuerst war er ein machtorientierter Politiker in „Kommissarin Lund“, dann hatte er eine kurze Liebschaft mit der dänischen Premierministerin Birgitte Nyborg in „Borgen“ und spielte einen Bösewicht in „Sherlock“.

Gerade ist er in zwei Produktionen zu sehen: In der soeben angelaufenen dritten Staffel des Politdramas „House of Cards“ spielt er nicht nur den russischen Präsidenten Petrov, sondern wirbt auch um Frances Underwoods Frau Claire. Ab heute, Donnerstag, ist Mikkelsen in „The Team“ zu sehen. Darin gibt er an der Seite von Jasmin Gerat und Veerle Baetens den dänischen Kommissar Harald Bjørn. Es ist ein besonnener, liebenswürdiger Charakter, den er hier verkörpert. Als Leiter des drei Länder übergreifenden Joint Investigation Teams, das einen Menschenhändlerring zu sprengen versucht, spielt er den Fels in der Brandung, der den Kolleginnen den Rücken freihält. Denn die eine steckt in einer Ehekrise, die andere muss ihre suchtkranke Mutter beerdigen.

Beim Interview vor dem Serienstart erhielt man den Eindruck, dass Mikkelsen mit der Rolle des Harald Bjørn einiges gemein hat. Er wirkt alles andere als abgehoben, stellt sich während des Interviews ans offene Fenster, um eine Zigarette zu rauchen. Die Rolle in „The Team“ habe ihn genauso gereizt wie die des putinesken Präsidenten in „House of Cards“, erzählt er, weil eine Großproduktion mit sieben europäischen Sendern es ermögliche, die Kriminalgeschichte aufwendiger und größer zu erzählen, als das sonst in europäischen Serien möglich ist.

Entspannte Österreicher

Er mochte es, in verschiedenen Ländern zu drehen. Während die Deutschen eine besonders strikte Hierarchie am Set hätten, herrsche bei den Belgiern Chaos. „Dafür seid ihr Österreicher ziemlich entspannt – ihr seid uns Dänen am ähnlichsten“, sagt er. Seine Karriere begann Mikkelsen Anfang der Neunzigerjahre am Theater. Der Wechsel in die Filmwelt sei für ihn nicht einfach gewesen. „Ich bin sehr groß und brauche Raum, um mich zu entfalten. Im Film konnte ich mir diesen Raum nicht sofort nehmen“. Auch deshalb fühle er sich im Seriengenre wohl: „Nur hier kann man eine komplexe Geschichte ausführlich zu erzählen.“ Dass Dänemarks Serienkunst so beliebt ist, freut ihn, dennoch übt er Kritik: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht wiederholen.“ Zuletzt spielte er in dem historischen Melodrama „1864“ mit. „Aber das Publikum ging nicht so mit. Die Menschen sind bereits so an diesen naturalistischen Stil gewöhnt, dass sie anderes gar nicht sehen wollen. Irgendwann werden sie aus Langeweile aber woanders hinsehen.“

ZUR PERSON

„The Team“ in vier Teilen: ab 5.3. auf ORF eins, 20.15 Uhr, ab 8.3. auf ZDF, 20.15 Uhr, oder gratis online. „House of Cards“, Staffel 3, seit 27. 2. auf Sky Go/Online/Anytime.Lars Mikkelsen, Jahrgang 1964, ist in seiner Heimat Dänemark schon seit den 1990er-Jahren als Theater- und Filmdarsteller bekannt. International fiel er erst durch seine Auftritte in den dänischen Serien „Kommissarin Lund“ und „Borgen“ auf. Jetzt spielt er einen Ermittler in der EU-Serie „The Team“ und gibt in Staffel drei von „House of Cards“ den russischen Präsidenten. Oft wird Lars mit seinem in Hollywood erfolgreichen, ein Jahr jüngeren Bruder Mads Mikkelsen verwechselt. Der spielt u.a. die Hauptrolle in der Serie „Hannibal“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)

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