Jubiläum: Nicht rechts, nicht links – ein Österreicher

(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Journalist, Verleger, Autor, Patriot: Der vormalige „Presse“-Chefredakteur Fritz Molden feiert am Mittwoch seinen 85. Geburtstag.

Als ich 1955 zur „Presse“ kam, war er Verlagsdirektor. „Herr Direktor“ sagten wir zu ihm, und er murrte: „Ich bin kein Direktor, ich halte mir Direktoren.“ Immerhin war er ja der jüngere Sohn Ernst Moldens, des Herausgebers jener Zeitung, die, wie sie heute stolz im Titel sagt, „frei seit 1848“ ist. Heute ist er 85: Fritz Molden, von dem Wolfgang Schüssel anlässlich der Verleihung des Professorentitels sagte, er sei „ein Unermüdlicher, der mit Intellekt und großem unternehmerischen Elan die Geschichte unseres Landes entscheidend mitprägte“.

Unermüdlich war und ist er in der Tat, dieser Fritz Molden, dessen Leben in die Geschicke seines Landes verwoben war. Seine Mutter hat den Text der Bundeshymne geschrieben. Dass sein Sohn, der den Namen des Großvaters trägt, heute ein erfolgreicher Romanautor ist, schließt gleichsam einen Kreis, der alles umfasst, was Österreich darstellt – oder darstellen sollte: Geist, Wissen, Kunst, Patriotismus.

Fritz Molden ist zuvorderst ein Österreicher. Er war es bereits, als es das Land, das diesen Namen trug, sieben Jahre lang nicht gab. Er hat sich für dieses Land als junger Mann noch vor Kriegsende in Todesgefahr begeben, hat bei dessen Wiedergeburt gejubelt, hat in der Zeitung, die er nach dem Tod seines Vaters übernahm, am 15. Mai 1955, dem Tag der Staatsvertragsunterzeichnung, auf der ersten Seite in rot-weiß-rotem Rahmen seine Überzeugung formuliert: „Österreichs Zukunft hat begonnen“.

In Vergangenheit, Gegenwart und wohl auch Zukunft, in all dem Auf und Ab dieses von ihm so geliebten Staates hat Fritz Molden seine Rolle gespielt – und sie war mit ihm gut besetzt. Er war mit „Express“ und „Bildtelegraph“ jahrelang der ungekrönte Zeitungskönig von Wien. Er hat das Österreichische College mitbegründet und in Alpbach ein kulturelles Zentrum nicht nur Tirols mitgeschaffen. Er hat versucht, den ungarischen Nachbarn bei ihrem Freiheitskampf zu helfen, und hat sich mit allen Mitteln für die Regionalautonomie Südtirols eingesetzt.

Und er war einer von Österreichs erfolgreichsten Buchverlegern. Seinen eigenen Sturz dann literarisch zu beschreiben – auch das ist Fritz Molden, wie er (man verzeihe die Metapher) im Buche steht. Zu Buche schlug indes die Zuneigung seiner vielen Freunde. Nicht zuletzt diese halfen ihm, wieder auf die Beine zu kommen.

Er ist ein Österreicher. Nicht rechts, nicht links, nicht nur liberal, nicht nur konservativ. Als sich die Welt gegen sein Land und dessen Bundespräsidenten Waldheim verschworen zu haben schien, hat man ihn gebeten, im Ausland für Österreich zu werben. Er hat es mit dem gleichen Elan getan, mit dem er das Auslandsösterreicherwerk betreute. Er ist eben, wie gesagt, ein Patriot.

Aus dem Konkurs, den er so eindrucksvoll darzustellen wusste, ist sein Verlag wieder auferstanden – heute in den Fittichen der Styria. Seine Erinnerungen hat er mehrfach zu Papier gebracht; es sind nicht nur biografische geworden, sondern auch politische. Wer sonst, wenn nicht Fritz Molden, wäre dazu in der Lage gewesen, Historie ohne Vorurteile und deshalb akkurat, und doch journalistisch (ist da ein Unterschied?) zu schildern? Noch einmal: mit allen Erfolgen und Misserfolgen.

„Nein – Fritz Molden ist kein Stehaufmännchen. Er ist ein Mann, der immer wieder aufsteht. Der Unterschied ist kaum zu ermessen.“ Zu seinem Fünfundsiebziger habe ich dies geschrieben. Man soll sich nicht selbst zitieren. Diesmal wage ich es, weil dem nichts hinzuzufügen ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2009)

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