"Krone" und Kanzler: Comic Superrudi fliegt raus

(c) Markus Szyszkowitz
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Jetzt hat auch Österreich seinen Karikaturenstreit: Der "Krone"-Zeichner Markus Szyszkowitz, der auch für andere Medien wie die "Wiener Zeitung" arbeitet, wird wegen Faymann-Kritik gekündigt.

Erstmals in dieser Republik ist nun offenbar ein Karikaturist Opfer einer politischen Intervention geworden: Seit 1998 zeichnet Markus Szyszkowitz freiberuflich „Superrudi & Superstruppi“ für die „Krone“ – bis gestern. Nun hat ihm die auflagenstärkste Tageszeitung Österreichs gekündigt. Denn Szyszkowitz ist – ohne Maulkorb – auch für andere Medien tätig. Zum Beispiel arbeitete er mehr als drei Jahre für die „Wiener Zeitung“, bis er im Juni vergangenen Jahres für „Krone“-Herausgeber Hans Dichand Heikles veröffentlichte: Zeichnungen, in denen Szyszkowitz den damals erst vor seinem Karrieresprung stehenden Werner Faymann (SPÖ), heute Bundeskanzler, auf den Parteivorsitz hob und gleichzeitig auf die Schaufel nahm: In der Reihe „Gusius Cäsars Glück und Ende“ war Faymann der Brutus. „Ein Zufallstreffer“, sagt der Karikaturist heute. Die Karikatur erschien am 13. Juni, drei Tage bevor Faymann SPÖ-Vorsitzender wurde.

Plötzlich: Konkurrenzverbot!

Allerdings: „Mir war damals nicht bewusst, dass der Verkehrsminister so eng mit Hans Dichand ist“, sagt Szyszkowitz ein Jahr später im Gespräch mit der „Presse“. Obwohl die Tätigkeit des Karikaturisten (und dreifachen Familienvaters) für andere Medien von Dichand ursprünglich genehmigt worden war, zog der „Krone“-Patriarch diese im Sommer 2008 unerwartet zurück und stellte Szyszkowitz vor die Wahl, künftig nur mehr für eine der beiden Tageszeitungen zu arbeiten. Die offizielle Begründung: ein (plötzliches) Konkurrenzverbot.

Dem musste der Karikaturist aus wirtschaftlichen Gründen zunächst Folge leisten, sagt er – obwohl es ihm auch aus Gründen der künstlerischen Freiheit bzw. des Berufsethos völlig widerstrebte. So zeichnete Szyszkowitz erst nach einer Pause unter Pseudonym auch wieder abseits der „Krone“. Schließlich seien die Comic-Strips in dem Kleinformat schon seit zwei Jahren nicht mehr seine „eigenen grafischen Kommentare“ gewesen – das Drehbuch für seine Cartoons bekam Szyszkowitz von Andreas Konwallin („Herr Strudl“); Text und Zeichnung mussten vom Herausgeber persönlich freigegeben werden. Unerwünschtes wurde ersatzlos gestrichen. „Superrudi“ war „absolute Chefsache“, so der Zeichner, also einer der letzten höchstpersönlichen Hoheitsbereiche von Dichand senior. Dessen alleinige Entscheidungsgewalt umfasst dem Vernehmen nach sonst nur noch die Auswahl der Leserbriefe und die Aufmacher-Schlagzeile.

Das führte dazu, dass sich der Karikaturist den „Krone“-Vorgaben, die seiner persönlichen Überzeugung widersprachen, verweigerte und auf von früher übrig gebliebene, meist unpolitische Texte zurückgriff. So habe Szyszkowitz sich dann auch bei der Faymann-Kampagne zurückgehalten – „der Anteil an politischen Karikaturen lag da wohl bei ein bis fünf Prozent“.

Im vergangenen März nun langte bei Szyszkowitz die Kündigung der „Krone“ ein, Dichand hatte offenbar vom Bruch des Konkurrenzverbots erfahren. Die einwöchige Kündigungsfrist konnte der Karikaturist auf eine dreimonatige verlängern. Den letzten Cartoon, in dem „Superrudi“ hinausgeworfen wird (siehe oben), druckte die „Krone“ am Dienstag aber nicht.

Dichand für Faymann nicht erreichbar

„Dass Faymann persönlich um die Hilfe von Onkel Hans – und so nennt er ihn angeblich wirklich – ersucht hat, ist nicht beweisbar. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass er so in redaktionelle Bereiche der ,Krone‘ eingegriffen hätte, wie Kollegen mir berichten.“ Szyszkowitz sei Dichand zwar „dankbar“ – dafür, dass er ihm eine Plattform für „Superrudi“ bot, der so populär wurde. Andererseits: „Diese zuletzt erlebten Zustände haben in einer Demokratie nichts zu suchen.“

Ironie der Episode: Dichand hält seit Kurzem nicht mehr Kanzler Faymann die Stange, sondern Landeshauptmann Erwin und Vizekanzler Josef Pröll. Übrigens: Für den Wahlneffen ist der persönlich konfliktscheue „Krone“-Herausgeber seitdem angeblich nicht mehr erreichbar.

ZUR PERSON

Markus Szyszkowitz, geboren 1966 in Graz, studierte Architektur in seiner Heimatstadt, seit 1986 ist er außerdem frei-beruflicher Grafiker. Für die „Kronen Zeitung“ zeichnete er von 1998 bis 2009 den (politischen) Cartoon „Superrudi & Superstruppi“, Karikaturen auch für andere Medien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2009)

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