„Junge Freiheit“: Der mediale Begleiter der AfD

Leipziger Buchmesse 2016 Messebesucher am Stand des Verlages Junge Freiheit auf der Leipziger Buchm
Leipziger Buchmesse 2016 Messebesucher am Stand des Verlages Junge Freiheit auf der Leipziger Buchm(c) imago/STAR-MEDIA (imago stock&people)
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Die „Junge Freiheit“ gilt als ein Zentralorgan der Neuen Rechten. Die deutsche Wochenzeitung feiert rund um ihren 30. Geburtstag neue Auflagenrekorde.

Als „Präsident der Herzen“ hatte man Norbert Hofer vergangene Woche auf dem Titelblatt. Die aktuelle Ausgabe bringt den „grünen Pyrrhus-Sieg“ bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl als Aufmacher. Im Blatt selbst finden sich regelmäßig lobende Beiträge über die AfD. Die „Junge Freiheit“ zeigt, auf welcher Seite des politischen Spektrums sie steht. In den vergangenen Jahren hat sich die deutsche Wochenzeitung als ein Zentralorgan der Rechten positioniert. Und sie hat damit Erfolg.

Zweistellige Zuwachsraten sind bei Printmedien selten geworden, doch entgegen dem Branchentrend hat die „Junge Freiheit“ im ersten Quartal 2016 mehr als 16 Prozent an Lesern zugelegt und hält nun bei rund 28.000. Es ist ein Erfolg, der durchaus auch Parallelen zum Aufstieg der AfD hat – zumindest inhaltlich. „Es gibt keine einzige Nummer der ,Jungen Freiheit‘, in der die AfD nicht hoch gepriesen wird“, sagt Wolfgang Gessenharter, emeritierter Professor der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Organisatorisch ist das Blatt allerdings schon deutlich älter als die 2013 gegründete Partei.

In Freiburg im Breisgau 1986 als parteilose Schüler- und Studentenzeitung mit einer Auflage von 400 Stück gegründet, kursierte sie vor allem in Burschenschaften. Seit 1994 erscheint sie durchgehend als Wochenzeitung. Politisch pendelt man in einem Bereich, den Beobachter zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus verorten. Häufig wird der Begriff Neue Rechte verwendet. Obwohl sich das Blatt vom Rechtsextremismus abzugrenzen versucht – Gessenharter versteht darunter Kräfte, die ihre Ideen mit Gewalt durchsetzen wollen. Mit der NPD etwa konnte man nie so richtig. Auch stelle man sich nie offen gegen die Verfassung. Sehr wohl aber bereite man das Feld auf und unterstütze ein Weltbild, das das Kollektiv vor das Individuum stellt. Auch trage man manche Punkte im Grundgesetz nicht so mit, wie sie gedacht sind: „Die ,Junge Freiheit‘ fasst Menschenrechte nur als Ideologie auf.“

Bevor es die AfD gab, habe man in Deutschland parteipolitisch kein entsprechendes Gegenüber gehabt. Auf österreichischer Seite sei man aber der FPÖ wohlwollend gegenübergestanden. Insgesamt, meint Gessenharter, sei es der „Jungen Freiheit“ bisher darum gegangen, die kulturelle Hegemonie zu erreichen. Wichtiger waren die Themen, etwa Flüchtlinge und der Islam.

Die Zeitung bringt zudem immer wieder Interviews mit Vertretern anderer politischer Richtungen, unter anderem hatte man um die Jahrtausendwende ein Interview mit Alexander Van der Bellen. Genau das wird ihr aber auch zum Vorwurf gemacht – denn solche Gesprächspartner seien Tarnung, um das eigene Image zu verbessern. Eine Zeitlang wurde das Blatt in Publikationen des Verfassungsschutzes von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen genannt. Doch erreichte die Zeitung auf gerichtlichem Weg eine Streichung.

Wer aber ist nun das Publikum der „Jungen Freiheit“? „Zu den Lesern zählen viele Leute mit Hochschulbildung aus der konservativen Welt, die sich verraten und verloren fühlen – vor allem durch Angela Merkel“, sagt Gessenharter. Die deutsche Kanzlerin sei der Hauptfeind – und das eint sie auch wieder mit der AfD.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2016)

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