ORF-Direktoren: Zwei Fixstarter und zwei Neue?

ORF-STIFTUNGSRAT MIT WAHL DES ORF-GENERALDIREKTORS: WRABETZ
ORF-STIFTUNGSRAT MIT WAHL DES ORF-GENERALDIREKTORS: WRABETZ(c) APA (GEORG HOCHMUTH)
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Nach der Wahl des Generaldirektors wurden die Direktorenposten ausgeschrieben: Wrabetz sucht vier Direktoren für das ORF-Zentrum und neun Landesdirektoren.

Nach der Wiederbestellung von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz beginnt die Suche nach den Direktoren und Landesdirektoren, die am 15. September durch den ORF-Stiftungsrat genehmigt werden müssen. Am Donnerstag werden die entsprechenden Positionen im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" ausgeschrieben. Wrabetz sucht für sein Direktorenteam einen Programmdirektor, einen Radiodirektor, einen Kaufmännischen Direktor sowie einen Technischen Direktor. Zu möglichen Kandidaten und Namen wollte der ORF-Chef bisher nichts sagen. Er wolle die "besten Köpfe" vorschlagen, meinte er nur.

Als Fixstarter gelten die amtierende Fernsehdirektorin Kathrin Zechner als Programmdirektorin sowie der derzeitige Technik-Chef Michael Götzhaber als Technischer Direktor. Die Funktion des Radiodirektors soll einer der drei Channel Manager im Radio übernehmen. Nebeneffekt dieser Personalunion wären Einsparungen in Höhe von 500.000 Euro pro Jahr für Gage und Büro des Radiodirektors.

Derzeit leiten Peter Klein den Sender Ö1, Georg Spatt Ö3 und Monika Eigensperger FM4. Wird einer der drei aktuellen Senderchefs Radiodirektor oder kommt eine andere Person, die zugleich das Channel Management eines der Sender übernimmt? Zumindest jenes für Ö1 muss organisatorisch ja erst eingerichtet werden und böte so Platz für ein entsprechendes Avancement. Klein wurde zwar vergangenen Freitag durch Wrabetz offiziell zum Ö1-Chef bestellt, aber formell zum Ö1-Kulturchef und nicht zum Channel-Chef. Und: Wäre eine Ausschreibung, die sich nur an drei potenzielle Bewerber, nämlich die drei Radiosenderchefs richtet, überhaupt gesetzeskonform?

Viel Macht für den Chef von ORF 2

Für die Kaufmännische Direktion - also die Nachfolge für Wrabetz' Herausforderer Richard Grasl - will der ORF-Chef eine Finanzexpertin von außerhalb des Unternehmens finden.

Mächtigster Chefredakteur in der künftigen Channel-Struktur wäre übrigens jener von ORF 2, wo die wichtigsten und reichweitenstärksten Nachrichtensendungen laufen. Als mögliche Kandidaten für diese Funktion werden derzeit vor allem Hans Bürger und der amtierende Chefredakteur der aktuellen TV-Information, Fritz Dittlbacher, genannt.

Möglicherweise wird aber auch der Salzburger Landesstudiodirektor Roland Brunhofer nach Wien übersiedeln. Der unter der früheren SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bestellte Brunhofer soll auf Wunsch von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer seinen Sessel räumen. Laut "Salzburger Nachrichten" gelten ORF-III-Chefredakteur Christoph Takacs und Landesstudio-Chefredakteur Gerd Schneider als aussichtsreichste Kandidaten für die Nachfolge.

Die Landeshauptleute haben bei der Besetzung der Landesdirektoren laut ORF-Gesetz ein Anhörungsrecht.

Wenig Veränderungen in Landesstudios

Insgesamt dürfte es wenig Veränderungen in den ORF-Landesstudios geben: In Vorarlberg soll Landesdirektor Markus Klement verlängert werden, in Tirol Helmut Krieghofer, der bereits in Pension gehen könnte, aber zumindest bis zur Landtagswahl 2018 noch einmal zwei Jahre dranhängen dürfte. Als neuerliche Fixstarter gelten auch der oberösterreichische Landesdirektor Kurt Rammerstorfer und sein niederösterreichischer Kollege Norbert Gollinger.

Karin Bernhard in Kärnten und Brigitte Wolf in Wien können ebenfalls mit ihrer Wiederbestellung als Landesdirektorinnen rechnen. Das gilt trotz des Landeshauptmannwechsels von Rot zu Schwarz auch für Gerhard Draxler in der Steiermark.

Im Burgenland wird sich Landesdirektor Karlheinz Papst wieder bewerben. Seine Bestellung gilt jedoch als fraglich, weil sich die burgenländische SPÖ seit Beginn ihrer Koalition mit der FPÖ im Vorjahr vom ORF schlecht behandelt fühlt. Als Wunschkandidat des roten Burgenlands wird Werner Herics kolportiert, der zuletzt als Leiter Organisation im Standortprojekt fungierte.

Wer wird die digitalen Agenden führen?

Offen ist die Besetzung des neuen Chief Digital Officers, eine Art Online-Direktor ohne Direktion. Dieser soll sich um die Online-Strategie, neue Medien, Business Development sowie die Entwicklung neuer digitaler und mobiler Kanäle sowie App-Angebote kümmern. Als möglicher Kandidat dafür wurde vor der Wahl des Generaldirektors ORF-Online-Chef Thomas Prantner gehandelt. Der bürgerliche Prantner gilt als Verbindungsmann zur FPÖ.

ORF-Kenner gehen davon aus, dass Wrabetz in den kommenden Wochen durch die eine oder andere Personalentscheidung versuchen wird, ÖVP und FPÖ wieder ins Boot zu holen, um bei der Bestellung des Direktorenteams und für eine mögliche Gebührenerhöhung im Herbst wieder auf breitere Mehrheiten zurückgreifen zu können.

Stiftungsräte verweigerten Votum

Bei der Abstimmung über die Geschäfts- und Direktionsverteilung von Wrabetz, die am Dienstag unmittelbar nach der Bestellung des Generaldirektors stattfand, verweigerten jedenfalls jene 15 Stiftungsräte, die zuvor für Richard Grasl als Generaldirektor gestimmt hatten, ihre Zustimmung und enthielten sich eines Votums.

(APA)

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