Türkei schaltet pro-kurdischen Nachrichtensender ab

Der TV-Sender Özgür Gün kann nicht mehr landesweit, sondern nur mehr regional und digital empfangen werden. 35 Mitarbeiter von Medien wurden zur Fahndung ausgeschrieben.

Nach dem Putschversuch vom Juli geht die Türkei mit unveränderter Härte gegen Journalisten vor. Der pro-kurdische Nachrichtensender Özgür Gün ist nach eigenen Angaben landesweit abgeschaltet worden. Der Satelliten- und Kabelfernsehanbieter Türksat habe die Ausstrahlung eingestellt, teilte Özgür Gün am Dienstag via Twitter mit. Der Sender mit Zentrale in der Kurdenmetropole Diyarbakir könne jedoch weiter regional und per Internetstream empfangen werden.

Erst am Sonntag waren 25 Mitarbeiter der kurdischsprachigen Zeitung Azadiya Welat festgenommen worden, wie der Sender IMC TV berichtete.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach dem Putschversuch in der Türkei sind 35 Mitarbeiter von Medienunternehmen zur Fahndung ausgeschrieben worden. Unter ihnen seien zahlreiche Journalisten, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Dienstag.

"Hürriyet"-Redakteur festgenommen

Die Behörden nahmen einen Redakteur der prominenten Zeitung "Hürriyet" ("Freiheit") fest, berichtete die englischsprachige Ausgabe des Blattes am Dienstag. Dincer Gökce sei zusammen mit neun weiteren Personen in Gewahrsam genommen worden.

Unter ihnen seien zahlreiche Journalisten, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Dienstag. Ihnen werde Unterstützung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen vorgeworfen, den die Türkei für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich macht.

Bei Razzien in Istanbul, in der Hauptstadt Ankara und im nordwesttürkischen Izmit habe die Polizei bereits neun der Verdächtigen festgenommen. 18 von den noch Gesuchten hielten sich im Ausland auf.

Die Zeitung "Cumhuriyet" ("Republik") berichtete, unter anderem werde nach dem Journalisten Yavuz Baydar gefahndet, der unter anderem Gastbeiträge in der "Süddeutschen Zeitung" schreibt. Unter den Festgenommenen seien ehemalige Mitarbeiter Gülen naher Medien, aber auch ehemalige oder aktuelle Journalisten der inzwischen eingestellten kritischen Online-Zeitung "Radikal" oder der regierungsnahen Zeitung "Yeni Safak" ("Neue Morgendämmerung").

Autorin Asli Erdogan weiter in Haft

Mitte August hatte ein Gericht wegen des Vorwurfs der Terrorpropaganda die Schließung der Zeitung "Özgür Gündem" angeordnet. Mehr als 20 Mitarbeiter oder Unterstützer der Zeitung wurden festgenommen, darunter auch die bekannte Autorin Asli Erdogan, die weiter in Untersuchungshaft ist.

Schriftstellerverbände in Deutschland fordern die Freilassung von Erdogan. Nach dem Putschversuch war die Untersuchungshaft per Dekret von zwei auf 30 Tage verlängert worden.

(APA/dpa)

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