Felix Murot (Ulrich Tukur) muss in „Es lebe der Tod“ einen Serienmörder fassen. Der sieht sich aber als Erlöser für unglückliche Menschen.
Unserer Wertung für diesen „Tatort“:
8 von 10 Punkten
Worum geht's?
Die Latte für die Wiesbaden-“Tatorte“ liegt nach den cineastischen und selbstreflexiven Folgen „Im Schmerz geboren“ und „Wer bin ich?“ hoch, im Vergleich dazu kommt „Es lebe der Tod“ ein wenig brav daher. Felix Murot (Ulrich Tukur) muss einen Serienmörder fassen, der seine Taten wie Selbstmorde aussehen lässt: Die Opfer werden betäubt und verblutet in der Badewanne gefunden. Mittels eines Tricks gelingt Murot auch, den Täter (Theaterstar Jens Harzer) zu fassen. Dann beginnt erst das wahre Katz-und-Maus-Spiel, das sich um eine Fragen dreht: Will Murot sterben?
Wer ermittelt?
Bei den Wiesbaden-Fällen geht es weniger um die Verbrechen als um den Ermittler, der von Anfang an als „tickende Zeitbombe“ angelegt war, litt er doch an einem Hirntumor. Nach den ersten beiden Folgen wurde dieser aber entfernt. Trotzdem schwebt er permanent in Lebensgefahr, auch in „Es lebe der Tod“. Hier lautet die Kernfrage anders: Hat Tukur noch Lust auf „Tatort“? Wenn nicht, dann kann man Murot ein schnelles Ende bereiten. Schade wäre dies schon, denn selbst die weniger herausragenden Folgen wie diese gehören zu den besseren der „Tatort“-Reihe.
Was gefällt?
Die Stimmung der Murot-Fälle ist immer besonders – diesmal haben die Bilder eine Siebziger-Jahre-Optik, allerdings nicht auf die sentimentale Art, sondern ausgewaschen und verblasst. Schließlich geht es hier um Einsamkeit, Selbsthass und Depression. Kurze Erinnerungssequenzen führen zurück in die Kindheit der beiden Protagonisten, zur Wurzel ihrer Probleme. Insgesamt ist „Es lebe der Tod“ ein (Verbal-)Duell zwischen zwei Männern, dem Jäger und dem Gejagten. Letzter entzieht sich aber immer wieder der ihm zugedachten Rolle. So verwandeln sich die Verhöre in Therapiesitzungen zwischen einem Depressiven und einem wahnsinnigen Psychoanalytiker. Letzterer sieht sich selbt als Erlöser, der unglücklichen Menschen einen angemessenen, würdevollen, scherzfreien Tod ohne Angst „schenkt“.
Woran hakt's?
Murots Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) kommt in dem Falle eine Schlüsselrolle zu. Leider ist dieser Handlungsbogen – ohne jetzt ins Detail zu gehen – zeitweise zu konstruiert und damit zu wenig glaubwürdig. Das Kräftemessen zwischen Murot und dem Mörder hätte auch gereicht.
Einen Extrapunkt gibt es für ...
... die Musik. Der einzige Song in „Es lebe der Tod“ ist „4th of July“ des US-Songwriters Sufjan Stevens. Darin beschreibt er den Tod seiner Mutter, „We're all gonna die“ heißt es im Refrain. Das dazugehörige Album „Carrie & Lowell“ ist ein tieftrauriges Meisterwerk.