Dietrich Mateschitz sucht die "Wahrheit"

Unternehmer Dietrich Mateschitz hat eine Medien- Privatstiftung gegründet.
Unternehmer Dietrich Mateschitz hat eine Medien- Privatstiftung gegründet.(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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In einem seiner raren Interviews wettert Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz gegen „political Correctness“, das „Meinungsdiktat“, metternichsche Zustände – und er kündigt eine Rechercheplattform mit dem Namen „Quo Vadis Veritas“ an.

Es war das einzige Interview, das der öffentlichkeitsscheue Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz zum 30-Jahr-Jubiläum seines Weltkonzerns gegeben hat. Der 72-Jährige steuert stets mit Bedacht, was aus dem Unternehmen an die Öffentlichkeit dringen soll und darf. Und so kann man auch annehmen, dass das auf sechs Seiten der Samstag-Ausgabe der „Kleinen Zeitung“ abgedruckte Gespräch ein wie immer wohlüberlegtes Manöver war.

Mateschitz nützte die Gelegenheit nicht nur zum Eigenlob für den Red-Bull-Konzern, sondern auch zu einer ausgiebigen politischen Abrechnung: Er wetterte u. a. gegen das „Meinungsdiktat des politisch Korrekten“ (das besage: „Russland ist ein Schurkenstaat“). Er echauffierte sich über „die Politik, die sich in politischer Correctness ergeht, und eine selbst ernannte sogenannte intellektuelle Elite“. Und er kritisierte die Regierenden in Europa für die „Nichtbewältigung der Flüchtlingswelle, oder besser gesagt, der Auswanderungswelle“. Mit der heimischen Politik geht Mateschitz noch härter ins Gericht: Es gebe ein Klima, in dem sich „niemand mehr die Wahrheit zu sagen traut“: „Man will den unmündigen, kritiklosen und verängstigten Staatsbürger. Metternich war ein Lehrbub gegen das, was heute passiert“, poltert der Firmenpatriarch, der laut „Forbes“ der reichste Österreicher ist. Er hat bei Red Bull neben Dosengetränken, Formel 1, Fußball und Eishockey auch ein Medienunternehmen mit u. a. einem Fernsehsender (Servus TV) im Portfolio, wo in Sendungen wie dem „Talk im Hangar-7“ auch politische Diskussionen geführt werden.


Recherche mit Fleischhacker und Alm. Nun will Mateschitz aber seinen medialen Einfluss erweitern: Er rührte im Rahmen des Interviews auch die Werbetrommel für sein neues Medienprojekt, das von einer gemeinnützigen Privatstiftung betrieben werden soll, die unter dem eher sperrigen Namen „Quo Vadis Veritas“ (Wo gehst du hin, Wahrheit?“) firmiert. Gerüchte über das Projekt gab's schon länger. Nun hat Mateschitz bestätigt: Seit 1. April arbeiten der ehemalige Neos-Mediensprecher Niko Alm (als kaufmännischer Leiter) und Ex-„Presse“-Chefredakteur Michael Fleischhacker (für den journalistischen Part) an einer „multimedialen, öffentlich zugänglichen Rechercheplattform“. Fleischhacker hat seinen Chefredakteurs-Posten beim bisher hinter den Erwartungen der Zürcher „NZZ“-Mutter gebliebenen Online-Ableger NZZ.at mit Ende Oktober 2016 zugunsten seines verstärkten Engagements für den Red-Bull-Konzern abgegeben. Er moderiert auch den „Talk im Hangar-7“. Neben den beiden gehören auch der frühere Servus-TV-Mitarbeiter und ehemalige stellvertretende „News“-Chefredakteur Rainer Fleckl sowie Digital-Strategin Judith Denkmayr zum Gründungsteam.

Die Stiftung wurde am 16. März ins Firmenbuch eingetragen – mit Mateschitz und der Servus Medien GmbH (einer 100-Prozent-Tochter des Red Bull Media House) als Stifter. Im Stiftungsvorstand sitzen neben Mateschitz selbst seine Wegbegleiter Walter Bachinger und Volker Viechtbauer. Welchem Ziel aber soll diese Rechercheplattform dienen, die nach Aussage des Firmenchefs „unabhängig von Red Bull und Servus TV agieren“ soll? Er wolle „eine publizistische Antwort auf die wuchernde Misstrauenskultur in der Gesellschaft“, sagt Mateschitz. Man wolle Informationen liefern, keine Meinung, sagt er – und nimmt dabei vollmundig die „Wahrheit“ für sich in Anspruch . . .

Der Konzern

1984 gründete Dietrich Mateschitz die Red Bull GmbH, die heute zu den wertvollsten Getränkemarken der Welt zählt. Der Konzern engagiert sich im Autorennsport, Fußball, Eishockey, unterstützt Extremsportler und betreibt u. a. Servus TV und die Zeitschrift „Servus in Stadt & Land“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2017)

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