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„Schnell ermittelt“ und "Vorstadtweiber": Viel Mord und Totschlag im ORF-Programm

Die neue Staffel der "Vorstadtweiber" läuft voraussichtlich ab Jänner 2018.
Die neue Staffel der "Vorstadtweiber" läuft voraussichtlich ab Jänner 2018.(c) ORF
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Das ORF-Fernsehjahr bringt die dritte Staffel der „Vorstadtweiber“, eine neue Satireshow und Maria Theresia in Doppel-Spielfilmlänge. Der Rest ist mehr Pflicht als Kür.

Das Budget für das ORF-Programm im kommenden Jahr ist ungefähr gleich geblieben. Rund 400 Millionen Euro kostet das Bespielen aller Sender. Der Spardruck wird dank steigender Personalkosten nicht weniger. 2018 fließt zudem ein beträchtlicher Teil dieser Summe in zwei sportliche Großereignisse: die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang und die Fußball-WM in Russland. Die seien aber wichtig, betonten ORF-Programmchefin Kathrin Zechner und Generaldirektor Alexander Wrabetz am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Das Publikum verlange es. 2014 überließ der ORF die Eröffnung der Winterspiele in Sotschi dem Privatsender ATV und die Empörung war enorm, so Zechner.

Insgesamt präsentiert sich der Sender in seinem Programmtrailer für 2017/18 als Wohlfühloase und unterstreicht das mit dem mantraartig wiederholten Satz: „Es gibt einen Ort, an dem wir für Sie da sind.“ Der ORF will also mehr als Abspielplattform von Serien und Filmen sein, wobei er das natürlich auf ORF eins auch noch immer ist. Eine Heimat bieten. Setzt er deswegen seit Kurzem von Früh („Guten Morgen Österreich“) bis spät („Daheim in Österreich“) auf Stadt-Land-Folklore? Wrabetz reagiert auf Kritik an der neuen Nachmittagsschiene, die Roland Brunhofer leitet, und den sinkenden Marktanteilen: „Wir sehen uns das genau an.“ Mit „Guten Morgen Österreich“ ist er gut eineinhalb Jahre nach dem Start hörbar zufrieden.

Und was kommt 2018 noch? Neben dem „größten Informations-Paket“ zur Nationalratswahl, das bereits angelaufen ist, allein 400 Erstausstrahlungen von Eigenproduktionen, von Dokus bis Serien. Manches davon, wie die achte und neunte Staffel der Krimireihe „Vier Frauen und ein Todesfall“, liegt allerdings schon einige Zeit im Lager. Einiges so lange, dass Kooperationspartner dem ORF mit der Erstausstrahlung zuvor kommen. So zeigt Arte den Film „Kebab extrascharf“ mit Andreas Vitasek bereits heute, Donnerstag. Der ORF-Termin ist nicht bekannt.

Fix ist hingegen, dass die „Vorstadtweiber“ – auch fast ein Jahr später als geplant – am 8. Jänner in die dritte Runde gehen. Weiter gehen auch „Schnell ermittelt“ (mit Ursula Strauss), die Soko-Reihen und die „Copstories“. Philipp Hochmair spielt einen sehbehinderten Kommissar in der neuen Serie „Blind ermittelt“. Zudem gibt es drei neue Landkrimis mit jeder Menge österreichischer Schauspielprominenz und jeweils neue Fälle von den „Spuren des Bösen“, der „Toten vom Bodensee“ und der „Toten aus Salzburg“. Ganz schön viel Mord und Totschlag. Und die „Stadtkomödien“-Reihe geht so richtig los, der Film „Die Notlüge“ mir Brigitte Hobmeier, Andreas Kiendl hatte bereits bei der Diagonale Premiere. Und Juergen Maurer spielt in „Drecksau“ einen ehemaligen Eishockeystar, der um die Liebe kämpft.

Viel Geschichte und „Echt jetzt?“

Das filmische Großereignis wird für die Weihnachtsfeiertage angekündigt: Robert Dornhelms aufwendig produzierter Zweiteiler „Maria Theresia“, die Hauptfigur wird gespielt von Marie-Luise Stockinger. Erwin Steinhauer kommt mit einer neuen und sechsten „Polt“-Verfilmung wieder. Christiane und Nichte Mavie Hörbiger treten erstmals gemeinsam in dem Thriller „Muse des Mörders“ auf.

Auf das Wahljahr 2017 folgt 2018 ein geschichtliches Supergedenkjahr. Der ORF erinnert in diversen Reihen („Menschen und Mächte“, „Universum History“) an das Ende des Ersten Weltkrieges, an 100 Jahre Oktoberrevolution, 80 Jahre Anschluss, 50 Jahre Prager Frühling und 50 Jahre Woodstock. Neues gibt es im Comedy- und Show-Segment: Die „Staatskünstler“ hören mit Ende des Jahres auf. Dafür beginnt schon am Dienstag die Show „Tagespresse aktuell“ (19. 9.). Ab Ende Oktober führen Andi Knoll und Miriam Weichselbraun durch die Promi-Show „Echt jetzt?“. Robert Palfrader macht als Kaiser weiter, die „Dancing Stars“ gehen nicht im Frühjahr, sondern im Herbst 2018 in die nächste Runde. Es kommt also viel Bewährtes, aber wenig wirklich Neues.

Wer will, kann sich vom ORF-Programm selbst ein Bild machen. Der Trailer läuft morgen, Freitag, um 23.45 Uhr auf ORFeins.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2017)

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