Peter Klien: Der seriöse Mann mit den unseriösen Fragen auf der Bühne

Peter Klien, umbarmherzig.
Peter Klien, umbarmherzig.(c) Screenshot
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Er ist ein Reporter ohne Genierer. Im Rabenhof zeigt der Satiriker als "Reporter ohne Grenzen" einen Querschnitt seines "investigativen Schaffens". Premiere ist am 15. November.

"Wenn Sie kurz Kanzler sind, dann wird der Kanzler Kurz?" So befragt Peter Klien Bundeskanzler Christian Kern im Wahlkampf. Und mehrere SPÖ-Anhänger adressiert er mit: „Glauben Sie, dass man mit dem Slimfit-Designeranzug gut Klassenkampf machen kann oder wäre nicht vielleicht doch der gute alte SPÖ-Bierbauch mit einem Sakko von Texhages besser?". Klien ist eine Außenstelle der Satiresendung "Willkommen Österreich", und das Herrliche an seinen Fragen ist: Sie werden in den allermeisten Fällen ernst genommen.

Mit ernstem Ausdruck, schwarzen Anzug und rotem ORF-Mikrofon weckt er wenig Misstrauen. Die Fragen, die er stellt, zeugen von tief schwarzem Humor - und sind nicht selten wirklich mutig. Legendär etwa diese beim Abschied des ÖVP-Landeshauptmanns Erwin Pröll: "Herr Pröll, wenn Sie auf Ihre Amtszeit zurückblicken: Was war für Sie persönlich wichtiger, Bürgernähe oder Bürgerinnennähe?“

Seit 2016 ist Klien - er absolvierte übrigens eine Schauspielschule,  studierte dann aber Philosophie und Altgriechisch - für die ORF-Sendung als Reporter ohne Genierer im Einsatz. Ab 15. November inszeniert er im Rabenhof mit "Reporter ohne Grenzen" seine eigene Show. Der seriöse Mann mit oft unseriösen Fragen zeigt dabei nicht nur eine Auswahl seines Schaffens, sondern wird auch selbst auf der Bühne stehen. Dass er dort auch in gewohnter Manier zum Mikro greift, liegt zumindest im Bereich des Möglichen, wie er im APA-Interview ankündigte.

Was gibt es im Rabenhof zu sehen? Werden es Beiträge sein, die man schon aus dem Fernsehen kennt, ein Best of oder werden neue Sachen gezeigt? Und sind auch Live-Elemente Teil des Programms?

Peter Klien: Es wird eine Multimediashow, mit bekannten Sachen, aber zum Teil auch mit nichtgesehenen, neuen Reportagen. Das Ganze wird ergänzt um Bilder oder Kommentare aus Social Media - und durch klassisches Kabarett. Ich werde mir auf der Bühne Gedanken machen, also etwa über die Politik. Ich werde auch erzählen, wie es zugegangen ist bei den Dreharbeiten. Das ist eine bunte Mischung.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, als scheinbar seriöser Reporter Politikveranstaltungen zu besuchen oder heimzusuchen, wie vielleicht manche sagen würden?

Das hat sich durch einen Zufall ergeben, weil bei "Willkommen Österreich" die Idee aufgetaucht ist, neue Außenreportagen zu integrieren. Da war es im April 2016 so, dass ich eine Folge testweise produzieren sollte. Und zufällig war gerade Bundespräsidentenwahl. Da war dann schnell klar, dass das das Terrain sein soll und es war auch schnell die Figur klar, nämlich dass es ein Reporter sein wird.

Wie waren die ersten Einsätze? Ist man da nervös, wenn man hingeht und Fragen stellt, die nicht unbedingt alltäglich sind?

Extrem nervös. Das war ja mein erster Auftritt als Journalist. Ich hab vorher nie ein Interview geführt. Alles, was ich vorher gemacht hab, war, auf einer Kabarettbühne zu stehen und Witze zu schreiben für die Sendung. Reporterhandwerk und Politikumfeld waren komplett neu. Und dann auch noch ganz was anderes zu machen als die anderen, nämlich freche Fragen zu stellen, natürlich war ich extrem aufgeregt.

Waren Sie überrascht über manche Reaktionen? Wen fanden Sie bisher am lustigsten?

Es hat viele Höhepunkte gegeben. Es ist lustig, wenn die Person selbst schlagfertig ist oder wenn sie gar nicht mit mir reden möchte.

Ist das sehr spontan, was da passiert oder bereiten Sie sich intensiv vor? Oder fallen Ihnen die Fragen erst beim Dreh ein?

Es ist eine Mischung aus beidem. Ich bereite mich natürlich intensiv auf die Einsätze vor. Aber es passiert auch vor Ort sehr viel. Es fallen einem viele Dinge erst dann ein, je nachdem wie sich eine Situation entwickelt.

Ist es schon passiert, dass Sie gebeten - oder gar gedrängt - wurden, eine Veranstaltung zu verlassen?

Es ist genau einmal passiert, dass die Situation schon brenzlig geworden ist. Ich erzähle sie in allen Einzelheiten im Kabarettprogramm.

War es eine politische Veranstaltung?

Klien: Ja, genau.

Wird die Arbeit schwieriger, da Sie ja häufiger erkannt werden?

Tatsächlich ist es so, dass sich die Beiträge verändert haben. Ich empfinde die Arbeit aber kaum als schwieriger, eher anders. Früher war es einfacher, als journalistischer Heckenschütze aus dem Versteck heraus rotzfreche Fragen abzufeuern und dann wieder wegzugehen. Das hat dann schon genügt. Heute passiert viel aus der Interaktion. Alle erkennen mich, aber sie müssen trotzdem mit mir umgehen. Oder sie laufen davon. Oder sie versuchen sich humoristisch. Aus meiner Sicht ist es noch immer genauso reizvoll.

Haben Sie Verständnis dafür, wenn jemand nicht mit Ihnen sprechen möchte?

Ich habe für alles Verständnis. Ich bin ja nur der, der reagiert. Ich setze die erste Aktion. Und je nachdem, wie das Gegenüber darauf einsteigt oder nicht, reagiere ich darauf.

Was ist Ihnen lieber? Wenn jemand versucht, selbst witzig zu sein oder wenn er die Flucht ergreift?

Also was beim Publikum am besten ankommt - und fürs Publikum arbeite ich ja - ist, wenn jemand eine gute Pointe setzt, also nicht nur versucht, schlagfertig zu sein. Oder wenn jemand gar nicht mit mir reden möchte. Beides wird als sehr komisch empfunden.

Waren Sie überrascht, dass Ihnen Prinz Charles zweimal geantwortet hat (auf die Frage, ob er ein King-Size-Bett besitze, Anm.)?

Ich war sehr überrascht. Ich hab's anfangs vor Ort ja auch gar nicht mitbekommen. Ich habe erst im Schneideraum gesehen, dass auch beim ersten Mal ein Ton von ihm da ist.

Wie kamen Sie zu "Willkommen Österreich"?

Übers Kabarettspielen, ich wurde als Autor für die Sendung vorgeschlagen. Das war vor fünf Jahren. Ich bin schon viele Jahre dabei gewesen, bevor ich den Schritt vor die Kamera gemacht habe.

Gibt es andere Pläne abseits der Einsätze als Reporter?

Klien: Ich werde das jetzt, wo es so erfolgreich ist, so weiterlaufen lassen. Aber nachdem ich viele Jahre Kabarett nicht in der Reporterfigur gespielt habe, ist es für mich gut möglich, wieder einmal etwas anderes zu tun.

Gibt es Personen, die Sie unbedingt noch gerne fragen würden?

Ich werde mich natürlich weiterhin bemühen, ein Gespräch mit Sebastian Kurz zu bekommen. (Der sich bisher verweigert hat, Anm.)

Sie sind auch Sprecher des österreichischen Bibliothekenverbandes, bleiben sie das?

Ich bin derzeit karenziert auf ein Jahr, weil das so groß geworden ist, also die Kabarettgeschichte.

Was war die skurrilste Anfrage, die Sie jemals in dieser Funktion erhalten haben?

Klien (überlegt kurz): Es gibt da wenig Anfragen, ganz ehrlich. Weil das Bibliothekswesen für die Presse, das merk ich ja jetzt auch wieder, eher uninteressant ist. Leider.

(rovi/APA)

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