„Fack Ju Göhte“ ist zu vulgär für eine Marke: Die guten Sitten

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Das Gericht der EU ist streng in Sachen sittlicher Sprache und Markeneintragung. Dabei ist das Wörtchen "Fuck" bei uns in Filmen nicht unüblich.

Die Schulkomödie „Fack ju Göhte“, von der es mittlerweile zwei Fortsetzungen gibt, war 2013 der erfolgreichste deutsche Film des Jahres. Die Produktionsfirma Constantin Film wollte den Titel daraufhin beim europäischen Markenamt als Marke eintragen lassen - für verschiedene Waren und Dienstleistungen, darunter etwa Schreibwaren, Spiele, Kleidung.

Das wurde abgelehnt, der Titel verstoße gegen die guten Sitten, entschied das EU-Markenamt – und argumentierte u. a., dass „Fack ju“ vom Publikum als Beschimpfung verstanden werde und damit als Aufforderung, „mit sich selbst handelsüblichen Beischlaf auszuüben“. Dagegen legte Constantin Film Beschwerde ein: Als vulgär sei nur der Teil „Fack ju“ analysiert worden, in seiner Gesamtheit hätte „Fack ju Göhte“ aber keinerlei sexuelle Bedeutung, sondern verbalisiere scherzhaft jugendlichen Schulfrust. Die Produktionsfirma verwies auch auf den Filmerfolg: Der Titel verbreite Heiterkeit und Unterhaltung.

Anstößig sei der Titel dennoch, argumentierte das Markenamt – und dass der „vielverehrte Goethe posthum in derart herabwürdigender und vulgärer Weise verunglimpft wird, noch dazu in fehlerhafter Orthographie“, könne vom verletzenden Charakter der Beschimpfung „keinesfalls wesentlich ablenken.“ Der Streit landete beim EU-Gericht, das dem Markenamt nun Recht gab: „Fack ju Göhte“ darf nicht Unionsmarke sein. Was nicht heißt, dass es nicht etwa am deutschen Markenamt eingetragen werden könnte: Eine Anfechtung dort ist anhängig. Mit „Leck mich, Schiller“, was als möglicher Filmtitel für die Fortsetzung angedacht war, hatte die Produktionsfirma dort bereits Erfolg.

Ziemlich viel "Fuck" in deutschen Filmen

Übrigens regt das Wörtchen "Fuck" Menschen im deutschen Sprachraum weit weniger auf als im englischen. Dass das Verb und die dazugehörige Redensart "Fuck you" nicht tabuisiert sind, sieht man an der Liste von Filmen, die in den vergangenen Jahren zu sehen waren: Vom österreichischen "Anna Fucking Molnar" über das ebenfalls heimische "Bad Fucking" bis zum deutsch-polnischen "Fuck for Forest" erschien in den vergangenen paar Jahren eine ganze Reihe von Filmen mit dem F-Wort. Weitere freche Titel:

Suck my Dick, 2001

Der deutsche Designer Wolfgang Joop, der in dem Film einen Psychiater spielt, war nicht unbedingt begeistert. Er habe versucht, Regisseur Oskar Roehler den Titel auszureden, sagte Jopp 2001. Roehler sei der Meinung gewesen, der Ausdruck werde in dem Sinn von "Hau ab" verwendet. Ob das stimmt? Werden wir wohl nie erfahren.

Popp Dich schlank!, 2005

Auch wenn die Empfehlung des Titels nicht ganz jugendfrei ist, wurde der Film doch ab 12 Jahren frei gegeben. Es geht um eine Sex-Diät, die Liebe und Glück nach sich zieht.

I love Dick, 2017

Die preisgekrönte Serie nach Romanvorlage (mit demselben Titel) mag es etwas verspielter. Schließlich kann Dick sowohl ein Männername sein als auch eine wüste Beschimpfung oder das männliche Geschlechtsteil an sich. Übrigens wird die Serie als mutiges feministisches Manifest gefeiert.

(kanu/rovi)

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