TV-Notiz

Big Bounce: Das neue, lange Wettspringen

MG RTL D / Markus Hertrich
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In der neuen RTL-Abendshow müssen die Kandidaten einen Parcours voller Trampoline bewältigen: Nicht unlustig, aber irgendwann dann doch ein bisschen lang. Die positive Überraschung: Die jungen Teilnehmer.

Wenn man im Hauptabendprogramm Sätze wie „Er muss die Pilze nochmal von vorne bespringen“ oder „Und jetzt volle Möhre in Richtung Buzzer stürmen“ hört, wenn Kandidaten Hindernisse mit so originellen Namen wie „Megaschere“ oder „Fliegenklatsche“ überwinden müssen, dann kann man sich ziemlich sicher sein, dass man 1.) auf einem deutschen Privatsender gelandet ist und es sich 2.) um eine Action-Show à la „Ninja Warrior“ handelt.

Anders gesagt: RTL hat wieder ein neues Action-Showformat, in dem es Kandidaten, die bereit sind, entwürdigend vor einem Millionenpublikum ordentlich „auf die Fresse“ (wie das Moderatoren-Duo gerne sagt) zu fallen, über diverse absurde Hindernisse jagt. Diesmal wird, anders als beim erfolgreichen Vorgänger-Format „Ninja Warrior“, nicht nur geklettert, sondern auch immer wieder auf Trampolinen in allerlei möglichen und unmöglichen Varianten gesprungen, konsequenterweise heißt die neue Freitagabend-Show „Big Bounce“.

Abgesehen von den Trampolinen hat sich die Produktionsfirma Endemol in Sachen Kreativität nicht gerade überanstrengt. Erwähnenswert, weil eher unerklärlich, ist vielleicht die Farbwahl beim ersten „Duell Parcours“, der ausschließlich im migränefördenden Grell-Orange gehalten wurde.

Los geht es also, als erstes dürfen ein Polizist und ein Anästhesist, die in ihrer Freizeit sehr ausdauernde Hindernis- und Parcoursläufer sind gegeneinander antreten. Schon befürchtet man, dass da nur Fast-Profis zum Einsatz kommen, aber nach den beiden durchtrainierten Athleten treten ein 12- und ein 13-jähriger Bub gegeneinander an, und zwar auf der exakt selben Strecke wie die Erwachsenen.

Kinder schlagen sich gut

Womit wir bei der nettesten Erkenntnis des Abends werden: Bei der neuen Show haben Kinder und Jugendliche nicht nur eine Chance gegen auftrainierte überambitionierte Muskelmänner. Die jungen Kandidaten, darunter auch viele Mädchen, machen auf den abenteuerlichen und herausfordernden Konstruktionen wie einer gigantischen Fliegenklatsche auch teils bessere Figur als die erwachsenen Kandidaten.

Letztere sind, vorsichtig formuliert, auch nicht durchgehend sympathisch. Da wäre etwa der 21-fache (!) deutsche Meister im Trampolinspringen, der mit einem entsprechenden Selbstbewusstsein daherkommt oder andere Profisportler, die in den obligatorischen Kurzfilmen mit sinnvollen Aussagen wie „Man nennt mich auch Allrounder“, „Ich bin schon gespannt, wie gut meine Konkurrentin drauf ist“ oder „Der Hochparcours hat den Vorteil, dass wir in die Höhe springen können“ auffallen.

Auf dem T-Shirt steht "Jump high"

Das darf man den Kandidaten (dem Sieger nach sechs Shows winken 100.000 Euro) aber nicht zum Vorwurf machen, denn auch „Big Bounce“ zeigt, was man von anderen Sport-Shows und -Übertragungen schon weiß: Es ist verdammt schwer, über bevorstehende oder überstandene Trampolinsprünge (wie auch andere Sportarten) irgendetwas Sinnvolles zu sagen.

Auch die beiden Moderatoren - Matthias Opdenhövel und Wollf-Christoph Fuss – bemühen sich sehr, neben den unvermeidlichen Statements („Druck haben sie alle“) originelle Zugänge zu finden, während sie die Kandidaten über die immer gleichen Hindernisse springen sehen. Da wird ein aus Namibia stammender Kandidat zum „namibischen Springbock“ (ernsthaft?), und ein Typ, der sich für eine sehr auffällig geschnittene Jogginghose entschieden hat, bekommt den Spitznamen „The flying trousers“. Eine eher nicht hochbegabte Kandidatin namens Angelique trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Jump high“, was die Kommentatoren mit dem Satz „Auf dem T-Shirt steht Jump high“ kommentieren. Ja, eh.  Angelique (oder war es eine andere der weiblichen Kandidaten?) scheitert leider am Sprung über etwas, das wie eine große Stecknadel aussieht, und man sieht ihr gefühlte 40 Mal dabei zu.

Regeln? Die gibt es auch, aber man muss sie sich eigentlich nicht merken. Jeder rennt und springt so schnell er kann und alles ist gut, solange nicht zwei Kandidaten gleichzeitig auf einem Pilz – am Ende von Etappe eins müssen alle über eine ganze Horde an riesigen Pilzen springen - landen. Das ist, wie die Moderatoren lautstark kundtun, ein Foul, eine Tatsache, die nicht nur den Zuschauern, sondern auch den Kandidaten neu gewesen sein dürfte.

Ein bisschen lang

Zwei Stunden, inklusive Werbepausen, dauert die Trampolin-Springerei, nach dem ersten Parcours folgen zwei noch anspruchsvollere Strecken, darunter ein Hochparcours, bei dem dann endgültig, wie die Kommentatoren sagen, „die Spreu vom Weizen“ getrennt wird. Woher so viele Menschen – nach dem Quoten-Erfolg von Ninja Warrior darf wohl auch Big Bounce mit vielen Zusehern rechnen – die Ausdauer nehmen, so vielen Menschen beim Springen und Stürzen zuzusehen, ist dabei nicht so ganz nachvollziehbar. Ganz unlustig ist das Format zwar nicht, aber halt doch ein bisserl lang. Oder wie es am Schluss heißt: „Alles hat ein Ende, auch unser Parcours“. Bitte danke.

„Big Bounce -die Trampolinshow“, freitags, 20.15 Uhr RTL.

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