TV-Notiz

"Vorstadtweiber", Folge 28: Endlich auf Augenhöhe - mit den Männern!

Vanessa (Hilde Dalik) naturgemäß nicht gefällt. Obwohl, deren Beziehung war von Anfang irgendwie naja.
Vanessa (Hilde Dalik) naturgemäß nicht gefällt. Obwohl, deren Beziehung war von Anfang irgendwie naja.ORF/Petro Deomenigg)
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Episodenrückschau, Folge acht, Staffel drei: Das Motto für das Staffelfinale wird klar: Alle gegen Schnitzler. Außerdem will jeder etwas anderes zurück: Hadi seine Ehe mit Caro, Oma Anna ihren Enkelsohn und Nicoletta ihr altes Leben auf Highheels.

Spoiler: Wir verraten im Folgenden Teile der achten Folge der dritten Staffel.

Was passiert in dieser Folge? Diese 48 Minuten lassen sich schnell zusammenfassen: Alle wollen irgendwen oder irgendetwas zurück haben: Hadi die Ehe mit Caro, Oma Anna ihren Enkelsohn, Nicoletta ihr altes Leben in Highheels, Caro ihre leibliche Tochter, Georg Maria, Simon Walli und Walli Simon (nur weiß sie's noch nicht). Zusätzlich wird das Motto für das Finale in der übernächsten Folge immer klarer: Alle gegen Joachim Schnitzler! Wenn dieser Mann die Staffel überlebt, kann er sich bei Gott und den Drehbuchschreibern bedanken.

In der neuen Folge schließt sich außerdem mehrfach der Kreis zur ersten, vor mittlerweile drei Jahren ausgestrahlten Staffel und wir sehen, wer sich wie entwickelt hat. Das wird besonders deutlich in dem ruhigen Gespräch beim deftigen Mittagessen in einem schmucklosen Marktlokal zwischen Caro und Nicoletta. Während die eine, Caro nämlich, endlich Kraft und Mut aufbringt, ihr Leben zu ändern und mit eigener Wohnung, Job und Verantwortung für ihre leibliche Tochter erwachsen werden will, wünscht sich Nicoletta doch nur zurück in ihr glamouröses, aber flaches Glitzerleben. Zurück in ihre "gefälschten Designerfetzen" und zu Friseur Francesco, bei dem sie "den ganzen Tag Proesecco saufen und Blödsinn reden" kann. Dass Caro von Hadi die Scheidung, aber keine finanzielle Unterstützung will, kann Nicoletta nicht verstehen. Und Caro sagt dann den feministischsten Satz der ganzen Serie: "Wir wollen einerseits auf Augenhöhe mit den Männern sein und dann sollen sie uns aushalten?“

Überraschung dieser Episode: Es ist weniger eine Überraschung als eine Rückkehr: Friseur Francesco (Xaver Hutter) ist wieder da. Mit Kurzhaarschnitt und Oberlippenbärtchen läuft er Milo Albertin in der Fahrschule über den Weg, nachdem Letzterer grade zum vierten Mal durch die Fahrprüfung gefallen ist. Und es stellt sich heraus, dass Milo schon viel länger mit der Vorstadt-Partie Verbindungen hat. Er war damals, also in Staffel eins, Kompagnon von Francesco beim Handel mit gefälschter Designerware. Und drei Mal dürfen wir raten, wer die beiden bei der Polizei verpfiffen hat? Natürlich, der Schnitzler!  

Fiesling der Folge: Seltsam, diesmal werden alle etwas menschlicher, überlegter, reflektierter. Was ist da passiert? Hadi und Caro, Walli und Oma Anna, sogar Nicoletta - sie alle haben diesmal äußerst nachdenkliche Momente, in denen sie selbstkritisch ihre eigenen Schattenseiten kommentieren. Nur Vanessa bleibt wie ein Fähnlein im Wind, versucht wirklich in jeder Situation etwas für sich herauszuholen und wenn es nur ein brauner Fetzen um 699 Euro ist, den sie mitgehen lässt. Vanessa will - endlich - zur Vorstadtweiber-Clique dazugehören, um jeden Preis in den "Inner Circle" aufgenommen werden. Einen reichen Mann, eine Villa und einen Porsche haben. Aber für wen oder was ihr Herz wirklich brennt, wird nicht so recht klar. 

Der eine Fremdschäm-Moment: Es klingt unglaublich, aber: es gibt diesmal keinen.

Der Regiefehler: Bevor jetzt wieder einige aufschreien, in einer fiktiven Fernsehserie muss nicht alles logisch oder schlüssig erzählt sein (was prinzipiell stimmt), kommen wir nicht umhin, an dieser Stelle doch auf eine kleine Regieungenauigkeit hinzuweisen, die zumindest manche gebürtige Wiener ärgern könnte: Wenn Caro nach ihrer Spätputzschicht im Autohaus von Werner (Christoph Grissemann) ihren Heimweg antritt und auf dem Kohlmarkt ganz zufällig auf Walli und Nicoletta trifft, dann ist das zumindest ärgerlich. Immerhin gingen wir bisher davon aus, dass das Autohaus ebenfalls in der Döblinger Vorstadt befindet - und egal, wo sich Caros neue Wohnung befindet, der Kohlmarkt liegt vermutlich nicht auf ihrem Heimweg. Aber gut, ohne Treffen am Kohlmarkt, hätte es keine Party gegeben - und die war für diese Folge offenbar wichtig. 

Sager der Woche: Passend zur Ehrlichkeit, die da grad alle Figuren an den Tag legen, liefert Oma Anna einen Satz, der daher kommt wie das Beil eines Schafotts: "Ich habe meine Kinder sehr geliebt, ich konnte sie nur nie so richtig leiden." (Enkel David aber kann sie sehr gut leiden.) Eine Aussage, die vermutlich auf so manche Eltern und ihre Kinder oder umgekehrt zutrifft. Wer sich das früh genug eingesteht, hat es im zwischenmenschlichen Interagieren vielleicht leichter. Schöner Satz auch von Walli. Auf die Frage, was sie feiern sollen, sagt sie: „Unser grauslich beschissenes, schönes Leben.“ Prost! 

Die aktuelle Folge ist sieben Tage in der ORF TVthek abrufbar.

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