"Fokus Mord": Echte Kriminalfälle, die einen kalt lassen

Fokus Mord - wahre �sterreichische Kriminalf�lle
Fokus Mord - wahre �sterreichische Kriminalf�lle(c) ORF
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Der ORF zeigt ab heute eine neue "True Crime"-Reihe. Das ist weder besonders informativ noch spannend inszeniert: "Fokus Mord" schafft es nicht, den Zuschauer emotional zu packen.

Dass Kriminalarbeit nicht so spektakulär ist, wie es uns die CSI-Ladies aus dem US-Fernsehen mit ihren High Heels und den tollen technischen Laboren vorgaukeln, ist klar. Und dass ein "True-Crime"-Format echte Fälle so erzählen sollte, wie sie vorgefallen sind, ebenfalls. Aber im Fernsehen gehört eben auch eine gewisse Theatralik dazu, eine Inszenierung - das ist wie beim Make-Up: Wer vor die Kamera tritt, muss ein bisschen dicker auftragen, sonst wirkt man farblos. Nun wagt sich der ORF mit der neuen Reihe "Fokus Mord" an die Rekonstruktion echter Kriminalfälle - und scheitert mit dem Versuch, diese an sich nervenaufreibenden Ereignisse irgendwie spannend in Szene zu setzen.

Den hölzern wirkenden Ermittlern sieht man an, dass sie keine Erfahrung damit haben, vor der Kamera zu sprechen. Das kann man ihnen nicht vorwerfen - es ist nicht ihre Aufgabe. Die schauspielerische Darstellung in den Spielszenen erinnert in manchen Momenten frappierend an die - längst vergangen geglaubte - Qualität alter "Aktenzeichen XY"-Fälle. Man kann sich schwer vorstellen, dass eine junge Frau, die von einem Serienkiller vergewaltigt und fast ermordet worden ist, eine fast emotionslose Aussage macht. Soll das seriöser wirken? Man rätselt.

Will man uns Angst machen?

Am besten sind die Gespräche mit Profilern, Gerichtsmedizinern und Kriminalpsychologen wie Thomas Müller - weil sie etwas erzählen, was man nicht schon aus Tausenden Krimisendungen kennt. Leider sind diese informativen Elemente die kürzesten Momente in diesem letztlich eher faden neuen Format. Und dann bleibt noch die entscheidende Frage: Cui bono? Wer bitte hat etwas davon? Die Opfer und Hinterbliebenen profitieren nicht. Will man uns Angst machen und den Frauen sagen, sie sollen bitte nicht allein in die Au fahren? Das funktioniert jedenfalls nicht, weil "Fokus Mord" den Zuschauer auf der emotionalen Ebene nicht packt. Und aufzuklären gibt es auch nichts - der este Täter, von dem in der Auftaktfolge "Der Sadist" berichtet wird, sitzt längst lebenslang in der geschlossenen Anstalt - ohne Chance auf vorzeitige Entlassung. Solcherlei hat man allerdings schon weitaus spannender und besser erzählt bekommen. ("Der Sadist": 27. 2., 21.05 Uhr, ORF eins)

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