"Kochgiganten" auf Puls 4: Good Cop und Bad Cop am Herd

Die zwei Köche Didi Maier (li.) und Alex Kumptner schauen 20 Kandidaten beim Kochen auf die Fin
Die zwei Köche Didi Maier (li.) und Alex Kumptner schauen 20 Kandidaten beim Kochen auf die Fin
  • Drucken

Die Haubenköche Alex Kumptner und Didi Maier suchen die neuen Puls4-"Kochgiganten". Eine flott geschnittene, trotzdem zu lange geratene Sendung mit Wagyu-Rind, Zahnspange und einem Showkoch in Lederjacke.

Pardauz! Der ORF verräumt also seine neue Hauptabendkochshow "Meine Mama kocht besser als deine" nach vier Wochen wegen zu geringer Reichweite (170.000 Zuseher in der Vorwoche) ins Nachtprogramm - und ersetzt sie durch Seyffensteins "Wir sind Kaiser"-Chroniken. Das wurde ausgerechnet am Dienstagnachmittag bekannt, nur wenige Stunden bevor auf Puls 4 ebenfalls die erste Hauptabendkochshow Premiere hatte. Das Konzept der "Kochgiganten" erinnert grob an jenes der ORF-Show, wobei sich doch so gut wie alle Gastroshows in einer Sache ähneln: Es wird gegeneinander gekocht, auf Puls 4 treten aber laut Stimme aus dem Off "erstmals im österreichischen Fernsehen" 20 Hobby- und Profiköche an. Jeder hat die gleiche Chance, Kochgigant zu werden. Angeleitet werden sie von den zwei bereits TV-affinen österreichischen Haubenköchen Alex Kumptner, einst Chefkoch in der Albertina Passage, und Didi Maier, lebenslang Sohn der österreichischen Spitzenköchin Johanna Maier.

In der ersten Sendung ging es darum, die 20 Koch-Willigen vorzustellen und sie beim Zubereiten ihrer selbst ausgewählten Gerichte (in 60 Minuten) zu beobachten. Das Gekochte wurde dann von Kumptner und Maier verkostet und kritisiert - das sollte ihnen als Entscheidungsgrundlage dienen. Denn sie mussten sich je fünf Kandidaten für ihr Team aussuchen, das ab der kommenden Sendung gegen das Konkurrenzteam brutzeln, braten und backen soll. Jede Woche fliegt einer aus dem Team raus. Wer das sein soll, entscheiden ab Folge zwei die zwei Gastrokritiker Martina Hohenlohe, Herausgeberin von "Gault Millau" und Wolfgang Rosam, Herausgeber des "Falstaff" Magazins. So weit zum Prozedere. 

In Folge eins begegneten wir also dem Salzburger Koch Toni Seber, der nach Eigendefinition gerne "Essen mit Weitblick" zubereitet und ein solcher Gemüsefan ist, dass er sich eben dieses gar auf den linken Oberarm tätowieren ließ. Sein Gericht ließ Alex Kumptner, der sich gern als harter Showkoch in Lederjacke inszeniert trotzdem kalt. Seine Begründung: "Das ist so, wie wenn'st eine Frau kennenlernst, die hübsch ist, nett ist, dann kochst das erste Mal mit ihr und sie hilft dir auch noch in der Küche - und trotzdem verliebst dich nicht in sie. Genauso gehts mir mit diesem Teller." Toni musste also raus, weil auch Didi Maier sich angesichts der folgenden 19 Kandidaten unsicher wurde, ob da nicht noch besseres kommen sollte. Mehr Glück hatte Foodbloggerin Alexandra Embacher aus Söll in Tirol mit ihrem Wagyu-Rind und den unaussprechlichen Krapfen nach dem Rezept ihrer Oma. Die durfte eine Runde weiter in Didi Maiers Team.

Good Cop Didi Maier, Bad Cop Alexander Kumptner (re.) auf ihrem Jury-Tisch.
Good Cop Didi Maier, Bad Cop Alexander Kumptner (re.) auf ihrem Jury-Tisch.Jörg Klickermann

"Eine Frage: Reflektiert meine Zahnspange?"

Dann war da der Werber, Berufsfotograf und Zweifach-Vater Wolfgang Garger, auf dessen "kleines Bäuchlein" Maier so nonchalant hinwies ("Das heißt er tut auch gern gut essen".), dass man gerne "aber hallo!" gerufen hätte. Weil ehrlich, bei einer Frau hätte sich zu Recht niemand getraut, ihren Körperumfang zu kommentieren.

Thomas Navratil, Wiener Küchenchef im Five Senses auf der Praterstraße, stellte nicht nur seine dicht tätowierten und beachtlich trainierten Arme zur Schau (Kumptner: "Vom Look her passt der ja schon einmal super." Maier: "Zu dir! Dagegen schaust Du schwach aus."), sondern auch seine körperliche Fitness (Liegestütz während des Kochens). Nur seine eingangs betonte Gelassenheit nahm man ihm spätestens beim dritten "Geh Scheiße" und "Leck mi am Ziguri" nicht mehr ab. Er kam nicht weiter.

So ging es dahin, Kandidatin um Kandidat wurde vorgestellt. Die quirlige oberösterreichische Küchenchefin, die sogar fünf Minuten vor der Zeit fertig wurde etwa - und es ins Team Kumptner schaffte. Oder Kochschullehrer Erwin Bauer, der ein T-Shirt mit dem Schriftzug trug "Kann nicht kochen. Na und?" und sich selbst angenehm wenig ernst nahm: "Ich gehöre schon zum Modell ,Na geh, der is no aufgstanden in der Fruah'" (Er flog trotzdem raus). Die Hobbyköchin mit iranischen Wurzeln aus Mondsee (Leider raus). Der Küchenchef aus Braunau (weiter im Team von Didi Maier). Die Hausfrau Herta aus Salzburg mit Glücks-Kochhaube und Dauer-Kicherei, die ständig den Satz "die heißeste Kochshow Österreichs" wiederholte (Trotz Kichern raus). Der 16-jährige Kochschüler Tolga in Schuluniform mit Anzug und Krawatte, der selbstbewusst sagte: "Ich werde Koch" und sich vor allem sorgte, ob seine Zahnspange in der Kamera reflektiert. Er schaffte es ins Team Kumptner.

Ein breites Kandidatenfeld wurde da aus angeblich 500 Bewerbern zusammengestellt. Dann hieß es: Kochen, Kosten, Kritisieren. Maier gab den freundlichen Kumpel, Kumptner den strengeren Kritiker - die Aufteilung Good und Bad Cop ist zwar nicht sonderlich originell, wurde aber lückenlos durchgezogen. Am Ende standen die Teams fest.

Insgesamt lief das routiniert ab und blieb doch erstaunlich flach. Mit Details zu Nahrungsmitteln, Zubereitungsart und Speisen-Historie hielt sich niemand auf. Es geht nur um den simplen Wettkampf am Herd, die kühle Erzählstimme und der Einsatz dramatischer Musik erinnern daran, dass wir im privaten Showfernsehen sind. Die zwei Haubenköche sind nicht unsympathisch, haben nicht immer, aber auch nicht nie einen gewitzten Spruch auf Lager. Größtes Manko: Mit mehreren Werbepausen kam die Sendung auf zweieinhalb Stunden Sendezeit. Ohne eigens ein liebloses Bild aus der Küche zu bemühen, sei gesagt: Das zog sich. Katharina Straßers 45-minütiges Familien-Wettkochen im ORF ist zwar deutlich braver, aber irgendwie kurzweiliger. Wir sind dann mal auf die Quoten der "Kochgiganten" gespannt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Matthias Strolz im Sommergespräch mit Corinna Milborn auf Puls 4
TV-Notiz

Matthias Strolz, Fast-Minister adé

Am Montagabend auf Puls 4: Das letzte Sommergespräch des Neos-Gründers. Mit Betonung auf Gründer.
TV-Notiz

Streitgespräch statt Sommergespräch: Kurz gegen Milborn auf Puls 4

Beim Start der Interviewreihe war Kanzler Kurz angriffig wie nie. Und redete die mediale Inszenierung weg.
Beate Hartinger-Klein im "ZiB 2"-Studio bei Armin Wolf.
TV-Notiz

Hartinger-Klein in der "ZiB 2": Viel Lärm und doch nichts zur "Jahrhundertreform"

Die Gesundheitsministerin blieb im Interview mit Armin Wolf zur Kassenreform sehr vage, sie schien fachlich unwissend. Und blieb dabei doch irritierend höflich.
Moderator Thomas Kamenar mit seinem Kanditaten Martin.
TV-Notiz

Warum es neue TV-Formate in Österreich schwer haben

Nach drei Folgen wurde die ORF-Quizshow „Zur Hölle damit“ in den Spätabend verbannt. Denn Mut wird im heimischen TV nicht immer belohnt.
TV-Notiz

Norbert Steger und sein Erziehungsauftrag in der ZIB2

Gnädig nickend saß Norbert Steger gestern beim Interview in der ZIB2 Nadja Bernhard gegenüber - und gewährte pädagogische Einblicke.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.