"Grow or go!": Zeitungstrends beim Wiener Newspaper Congress

Medienfachverlag Oberauer/APA/Schedl
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Beim Zeitungskongress im Wiener Rathaus wird noch bis heute, Dienstag, über die DNA der Printmedien und ihre Online-Strategien diskutiert.

Viel war am Montag im Wiener Rathaus von "Wachstum" die Rede, es wurde über "Transformation" diskutiert und die Frage erörtert, wo neue Einnahmequellen zu finden sind. Gemeint ist aber nicht die Präsentation des neuen Teams rund um den designierten Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, die nebenan stattfand, sondern der European Newspaper Congress, der bis Dienstag im Festsaal tagt.

Kongressgründer und Co-Koordinator (mit dem Verlag Oberauer) ist Grafikdesigner Norbert Küpper, der die Zeitungstrends beobachtet (und passend dazu den Newspaper Award ins Leben rief). "Die wichtigste Entwicklung, die wir dieses Jahr beobachten konnten, ist, dass Regionalzeitungen versuchen, an Samstagen wie eine Wochenzeitung auszusehen: viel lockerer, mit anderen Themen wie Leben, Wissen, Gesundheit." Oft auch mit mehr Platz. "In vielen Ländern Europas hat es nicht geklappt, eine Sonntags-Zeitung zu gründen, wie es die ,Presse' gemacht hat", sagt Küpper. Daher versuchen Zeitungen, am Samstag "in Richtung Magazin" zu gehen.

Können Printmedien online? "Yes, we can!"

"Auch im Trend liegen Cover, die wie ein Poster aussehen", sagt er und nennt als Beispiel die "Kleine Zeitung": "Die machen Cover, die mit einem Blick erfasst werden können." Auch Doppelseiten mit Schwerpunktthemen, Serien, Beilagen und Sonderausgaben dienen dazu, Aufmerksamkeit zu erzeugen und Leser anzusprechen. Online sind animierte Grafiken gerade der letzte Schrei, aber auch Morgen-Newsletter gehören für die meisten Zeitungen schon zum guten Ton gegenüber ihren Lesern. Insgesamt ortet Küpper in der Beziehung zwischen Print und Online eine "positive Stimmung". Können Printmedien online? "Yes, we can!", sagt er: "Die Zeitungsverlage sind online und im Social-Media-Bereich sehr aktiv." Als Vorbild sieht er skandinavische Medien: "Die Kollegen aus Norwegen sagen mir, dass es dort keine Zeitung mehr gibt, die keine Paywall hätte - und die sind ziemlich hart. Da gibt's keine zehn Artikel gratis."

"Sehnsucht der Menschen nach Emotion"

"Grow or go!" war die Devise, die Burda-Vorstand Philipp Welte bei seiner Keynote an die Zuhörer aussandte: Die Printmedienbranche sei eine "kleine, verträumte Industrie", die technischen Veränderungen seien keine digitale Revolution (denn die müsste ja auch einmal zu Ende gehen), sondern ein "evolutionärer Prozess" und damit dauerhaft.

Welte warnte davor, sich mit einer digitalen Optimierung der Print-Inhalte zufrieden zu geben: Es brauche vielmehr eine Transformation. Als Argument lieferte er Erlöszahlen der Burda-Gruppe, die sich von 2006 bis 2017 massiv verschoben haben: Kamen 2006 noch 47 Prozent der Erlöse aus Anzeigen, 46 Prozent aus dem Vertrieb (z. B. Abos) und nur sieben Prozent aus neuen Erlösquellen, so waren es 2017 nur noch 21 Prozent aus Anzeigen, 51 Prozent aus dem Vertrieb und schon 28 Prozent aus neuen Erlösquellen. "Das ändert aber nichts an unserer DNA", sagte Welte: "Wir bleiben ein Verlag". Und, so Welte: "Je mehr Technologie, umso bedeutender wird die Sehnsucht der Menschen nach dem Gegenteil, nach Emotionen. Die Menschen lieben unsere Produkte, das gilt nicht nur für Burda, das gilt für die gesamte Industrie."

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