„Tatort“ Münster: Bitte, gebt Professor Boerne eine Kochshow!

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Während Gerichtsmediziner Boerne versucht, mit kulinarischen Kreationen à la "Mumie im Moor" ins Fernsehen zu kommen, muss Kommissar Thiel in der "Tatort"-Episode "Schlangengrube" im Pinguingehege schuften, um den Mord an einer Zoobesucherin zu klären.

Unsere Wertung für diesen "Tatort":

9,5 von 10 Punkten

Worum geht's in "Schlangengrube"?

Mit diesem Mordopfer war Staatsanwältin im Dauerclinch - wegen der Katzen, die bei ihr auf den Teppich pinkeln, und weil die Frau sich beim Balkonausbau quer legt. Sie hätte also ein Motiv gehabt - und ihre ehrgeizige Staatsanwalts-Konkurrentin will nichts unversucht lassen, ihr die Tat anzuhängen. Das Opfer starb an einem Genickbruch in der Wohnung - und war vorher im Zoo, so wie jeden Tag. Also lässt sich Kommissar Thiel als Aushilfskraft zum Ausmisten anheuern und erfährt neben interessanten Details eine ungewöhnliche Zuneigung - von einer Pinguindame.

Worum geht‘s noch?

Professor Boerne arbeitet an einem Karrieresprung: Er will mit einer Mischung aus Pathologie- und Kochshow ins Fernsehen. Dazu muss er aber erst den reichen Medientycoon überzeugen, dem der TV-Sender gehört - und der lässt sich vom Professor im wahrsten Sinne des Wortes einkochen. Leider fehlt bei seinen Kreationen, die so kreative Namen wie "Mumie im Moor" (ein Schmorbraten) tragen, der Pfiff - und ausgerechnet Kollege Thiel, den der Professor als kulinarischen Banause ächtet, hat in seiner völligen Ahnungslosigkeit die besten Ideen: "Es fehlt Lakritz".

Wer ermittelt in "Tatort: Münster"?

Jan Josef Liefers trägt in seiner Paraderolle als Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne eine gekonnte Mischung aus Borniertheit und humoriger Schlagfertigkeit zur Schau. Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) ist ihm nicht nur Kollege, sondern vor allem auch ein wunderbarer Freund, der das Ego des Professors immer wieder mit einer lakonischen Bemerkung auf den Boden der Realität herunterholt.

Was gefällt?

Diesmal laufen Boerne und Thiel zur Höchstform auf: Die Sache mit den TV-Ambitionen führt den derzeitigen Kochshow-Hype in allen Kanälen ad absurdum: Boerne präsentiert erst eine Leiche, dann ein passendes Gericht dazu. Thiel kommentiert das trocken: "Lecker: Frisch sezierte Alkoholikerleber àl la Verkehrsunfall mit Apfel, Zwiebel und platt gefahrenem Rotkohl." Und als Boerne seinen "Dialog der Kriminalistik" kredenzt, mault Thiel: "Das ist weniger ein Dialog, das ist wie ein Monolog von ihnen - der Trüffelschaum dominiert die geröstete blaue Kartoffel." Wie könnte man kdie Beziehung zwischn Boerne und Thiel trefflicher umschreiben?

Was gefällt noch?

Am "Tatort: Münster" führt man vor, wie man gesellschaftlich Relevantes verpackt - ohne erhobenen Zeigefinger. (Man erinnere sich an den "Tatort: Dresden" von letzter Woche, als Alwara Höfels in ihrer Abschiedsvorstellung als "Tatort"-Kommissarin einem zu aufdringlichen Verehrer mit finsterem Ernst in #Metoo-Manier erklären musste: "Nein heißt nein!") Und wie geht das in Münster? Da spaziert kurz ein junger Mann mit Trisomie 21 durch die Pathologie und Boerne sagt: "Aus dem wird noch was - einer meiner besten Studenten."

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