Serientipps

Heroin im blauen Blut: Die besten neuen Serien auf Netflix, Amazon & Co.

Showtime
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Ein adeliger Junkie, eine feministische Terrororganisation, eine Detektivin, die manchmal auszuckt und ein Patriarch im Krankenbett: Die „Presse“-Redaktion empfiehlt Serien-Neuerscheinungen zum Streamen.

Patrick Melrose

Suchtdrama mit Benedict Cumberbatch
Zu sehen auf Sky

Als die Nachricht vom Tod seines Vaters kommt, geht ein seliges Lächeln über Patrick Melroses Gesicht. Nicht nur, weil gerade eine Ladung frisches Heroin durch seinen Blutkreislauf schwappt. Auch, weil es niemanden gibt, den er mehr gehasst hat als seinen Vater. Die Gründe dafür werden bald klar werden, zunächst aber sehen wir dem britischen Aristokratenjüngling (Benedict Cumberbatch) dabei zu, wie er sich beim Unterfangen, die Asche abzuholen, bestens gekleidet durch ein New York der Achtziger schwitzt, lavierend zwischen Rausch, Gegenrausch und Entzugserscheinungen.
Edward St Aubyns autobiografisch inspirierte Romane über einen sich gewitzt und elegant artikulierenden, sarkastischen, dabei seelisch tief verwundeten Exzentriker genießen in England Kultstatus. Sie erzählen von Missbrauch, Suchtverhalten und den Abgründen einer noblen, aber emotional verkrüppelten Gesellschaft. Die fünfteilige Miniserie, die in jeder einstündigen Folge ein anderes Kapitel in Patricks Leben aufschlägt, pendelt virtuos zwischen Tragik und bitterschwarzem Humor, der auch hier großartige Cumberbatch fächert die komplexe Psyche eines Mannes auf, der in seinen selbstzerstörerischen Trieben Trost findet. Starker Stoff. (kanu)

Dietland

Feministische Rachekomödie
Zu sehen auf Amazon

Eine junge, übergewichtige Frau, die als Ghostwriterin die Post einer mächtigen Herausgeberin von Mode- und Mädchenmagazinen beantwortet – und dabei in den Fokus zweier feministischer Gruppen gerät. Die erste schmeißt Vergewaltiger und Frauenmörder aus dem Flugzeug über New York ab („It's raining men“ einmal anders). Die zweite setzt auf weibliches Selbstbewusstsein und Selbstermächtigung – wirkt aber auf den zweiten Blick nicht minder gruselig. Spaß, Suspense, viel Gefühl und ein Stilmix, der fast so irr ist wie die Story selbst. (best)

Safe

Prominent besetzte Krimiserie
Zu sehen auf Netflix

Ein großes, schmiedeeisernes Tor soll die Bewohner einer noblen englischen „Gated Community“ vor dem Chaos der Welt schützen, dahinter gibt's Grillfeste und digitale Überwachung, Poolparties und bald auch die erste Leiche. Vor allem aber ist ein Mädchen verschwunden. Die fieberhafte Suche nach ihr reibt den verwitweten Vater (Michael C. Hall, bekannt aus „Dexter“ und „Six Feet Under“) auf. Rastlos verfolgt er jede Spur. Der Blick hinter die manierlich gestutzten Hecken zeigt eine Elterngeneration, die einiges zu verbergen hat, und Jugendliche, die vor allem an sich selbst interessiert sind. Fast jeder ist irgendwann verdächtig. Und die ermittelnde Polizistin (Amanda Abbington, „Sherlock“) lebt auch in der Anlage. Kleine Widersprüche in der inneren Logik der Handlung gibt es, manche Figur könnte feiner gezeichnet sein – doch insgesamt ist „Safe“ spannende, sehr solide Krimiunterhaltung. (rovi)

Marcella

Britisches Krimidrama, 2. Staffel
Zu sehen auf Netflix

Diese Frau ist sich selbst ein Rätsel. Das bleibt auch in der zweiten Staffel der britischen Krimiserie „Marcella“ so. Kriminaldetektivin Marcella Blackland (Anna Friel) bekommt unangekündigt Wutausbrüche, in denen sie zu irrationaler Gewalt neigt. Danach kann sie sich an nichts mehr erinnern. Ihr stressiger Alltag als Kriminalistin und die Trennung vom Vater ihrer beiden halbwüchsigen Kinder tragen nicht zu ihrer Entspannung bei. Ihre Polizeiarbeit macht sie akribisch und furchtlos; diesmal geht es (wieder) um mysteriöse Morde von jungen Buben. Staffel zwei hält das Niveau an Spannung und Düsternis von der ersten. Der Zuckerguss ist der hübsche britische Akzent der Hauptfigur. (awa)

Succession

Familiendrama um einen Medientycoon
Zu sehen auf Sky

„Das ist mein Unternehmen – und du bist ein Niemand!“ So klar hätte es Logan Roy (Emmy-Gewinner Brian Cox) seinem Sohn gar nicht ins Gesicht brüllen müssen. Seine Kinder wissen, was der Medientycoon von ihnen hält. Der Respekt, den sie ihm zollen, ist von Furcht geprägt. Und wenn die Gesundheit den Patriarchen ins Krankenbett zwingt, nimmt er die Hand der Tochter nicht, weil er Trost sucht, sondern zur Lustbefriedigung . . . Zu seinem 80er gibt der Alte dann bekannt, dass er nicht daran denkt, die Geschäfte abzugeben. Der Nachwuchs hat sich bisher im Windschatten ausgeruht – trotzdem glaubt jeder besser zu wissen, wie man das (Medien-)Geschäft vor dem Untergang bewahren kann. Im folgenden Kleinkrieg führt „Succession“ jedes einzelne Mitglied dieser dysfunktionalen Familie vor. Das psychologische Element ist dabei interessanter als die Unternehmensstory.
Jesse Armstrong, der die Serie für HBO geschrieben hat, ist für Humor (z. B. in der BBC-Politsatire „The Thick of It“) bekannt. Der flackert in „Succession“ selten auf. Dafür wird man an Rupert Murdoch erinnert. Kein Zufall: Armstrong hat ein TV-Drama über die Murdochs in der Schublade, das nie produziert wurde . . . (i. w.)

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