Peter Pilz – oder: altbekannte Selbstverteidigung beim Heurigen

Hans Bürger und Nadja Bernhard hatten bei den ORF-Sommergesprächen Peter Pilz als ersten Gast.
Hans Bürger und Nadja Bernhard hatten bei den ORF-Sommergesprächen Peter Pilz als ersten Gast.(c) ORF (Hans Leitner)
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Sexuelle Belästigung? Mobbing? Im ersten ORF-Sommergespräch 2018 weist Peter Pilz sämtliche Vorwürfe gegen seine Person zurück.

Ein lauer Sommerabend im August: Peter Pilz sitzt beim Heurigen in der Wachau, hinter ihm das Postkartenpanorama, die Weinberge, dahinter die Donau, Dürnstein. Fehlt nur noch der Grüne Veltliner. Doch der 64-Jährige bestellt Wasser – „ohne Kohlensäure, bitte“. Nicht etwa deshalb, weil er kein Grüner mehr ist. Sondern weil er noch ein Interview zu geben hat.

Gegenüber von Peter Pilz, in einem Weingut in Rossatz, haben die Journalisten Nadja Bernhard und Hans Bürger Platz genommen, die heuer – erstmals als gemischtes Doppel – die ORF-Sommergespräche mit den Chefs der Parlamentsparteien führen. Und das durchaus hart im ersten Teil. Zu zweit fragt es sich auch leichter: Wo der eine unaufmerksam ist, kann die andere nachhaken. Oder umgekehrt.

Schon bald wirkt das nette Tisch-Setting nicht mehr wie ein Gespräch, sondern eher wie eine Pilz-Selbstverteidigung beim Heurigen, was aber vor allem den Ereignissen der vergangenen Monate geschuldet ist. Nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung gab Pilz sein Mandat ab. Vor Kurzem kehrte er dann ins Parlament zurück.

Geläutert? Er habe sich wehrlos gefühlt, sagt Pilz. Und hätte seine Frau nicht zu ihm gehalten, „dann hätte ich das nicht durchgehalten.“ Die Opferrolle lässt ihm vor allem Bernhard nicht durchgehen, doch Pilz bleibt dabei: An sämtlichen Vorwürfen sei nichts dran. Wie auch nicht an jenen, die Martha Bißmann nach ihrem Ausschluss aus dem Parlamentsklub gegen alle Männer der Liste Pilz und insbesondere gegen Peter Pilz bei der Gleichbehandlungskommission erhoben hat – und die auf Mobbing lauten. Als Pilz mit einer Gegenfrage antworten will und Bernhard nach dem „Warum“ fragt, wird der Interviewte kurz unentspannt: „Weil ich will.“ Also fragt Pilz: Wie hätte er, wo er doch erst in den Klub zurückgekehrt sei, Mobbing betreiben können? Dass manche behaupten, er wäre jedenfalls im Hintergrund nie weg gewesen, ist eine andere Geschichte, die an diesem Abend keinen Platz hat.

Was wir sonst noch lernen: Peter Pilz wird die Partei in einer Woche an Maria Stern übergeben, weil er sich für keinen guten Chef hält. Das Liste-Pilz-Konzept zum Klimawandel wirkt noch ziemlich unausgegoren. Johannes Voggenhuber wäre laut Pilz ein „exzellenter“ Spitzenkandidat für die EU-Wahl 2019 – „wie auch andere“. Sorgen bereiten der Liste die nicht vorhandenen Allianzen im EU-Parlament: Die Liberalen sind ihr zu liberal, die Grünen zu links. Für die U-Ausschüsse im österreichischen Parlament ist dann nicht mehr genug Zeit, was Peter Pilz eher nicht freut.

Nächste Woche geht es mit Beate Meinl-Reisinger (Neos) weiter. Man muss ihr ja keinen Veltliner kredenzen, aber wenn schon Mineralwasser, dann bitte prickelnd.

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